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Islamischer Lebensstil (21)

  Wir betrachten auch in diesem Teil, welche Bedeutung Freude für den islamischen Lebensstil besitzt. Eines der größten und nützlichsten Gaben Gottes an den Menschen ist die Gabe sich freuen zu können, und diese Fähigkeit wird durch die Vernunft und religiöse Ethik veredelt.   Freude kann uns von dem Druck des Alltags befreien und der Islam sieht in erholsamen Beschäftigungen ein natürliches Bedürfnis des Menschen. Er tadelt daher nicht das Verlangen nach Freude sondern regt dazu an. Von entscheidender Bedeutung ist jedoch dass der Islam nicht jede Art von Freude und Genuss anerkennt, sondern voraussetzt, dass ein Vergnügen dem Menschen bei der Entfaltung von Persönlichkeit und Charakter weiterhilft und verhindert, dass er oberflächlich und achtlos wird.   Ein positives Erlebnis löst ihm Menschen Freude aus. Er freut sich zum Beispiel schon über ein paar nette Worte und eine gute Behandlung. Gemäß Forschungsergebnissen erkennt das menschliche Gehirn Freude schneller als Kummer. Außerdem ist der Mensch kreativer, wenn er fröhlich und zufrieden ist.   Angesichts der heilsamen Wirkung von Freude und Fröhlichkeit und ihre wunderbare Wirkung auf die körperlicher Gesundheit und die geistige Frische, wird uns klar, dass Zufriedenheit und Glücksgefühl ein allgemeines Bedürfnis ist. Die Psychologie und der Islam bestätigen dies. In den Quellen der islamischen Lehre wird der Zufriedenheit und Freude , speziell der beständigen Freude, die frei von Sünde ist, besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Wir möchten nun einige Grundsätze anführen, die zur Herstellung von beständiger verinnerlichter Freude führen.   Einige denken, durch Besitz und Reichtum könnten sie an Fröhlichkeit gelangen. Aber eine beständige Freude und Glück sind durch solche Dinge nicht gewährleistet, vielmehr zwingt eine solche Denkweise den Menschen dazu, laufend nach neuen Genüssen und Vergnügen zu suchen.   Aber es gibt Regeln, die es uns leicht machen, an das Rezept kontinuierlicher Freude zu gelangen . Eine dieser Regeln besteht darin, dass der Mensch die richtige Einstellung zu den Ereignissen auf der Welt besitzt.   Es ist möglich, dass der Mensch die Welt für einen Ort hält, an dem er sich ausruhen und vergnügen und nach besten Kräften versuchen soll, in den Genuss aller Freuden zu gelangen und unangenehmen Dingen aus dem Weg zu gehen. Bei einer solchen Einstellung bereiten jede Entbehrung und jedes Unglück dem Menschen Kummer. Selbst unter den günstigsten Bedingungen wird das Leben für einen solchen Mensch schwer, denn es verläuft ja für keinen wunschgemäß. Und so bleiben Herz und Geist dieses Menschen immer von einer gewissen ständigen Melancholie überschattet.   Man kann aber das Leben auch anders deuten, und dabei akzeptieren, dass die Ereignisse und Phänomene der irdischen Welt ein Zeichen für die göttliche Barmherzigkeit sind. Wer so denkt, wird überall den göttlichen Segen verspüren und alles, was ihm im Leben begegnet, ob Erleichterungen oder Härten, wird er als etwas auffassen, was zu seiner Weiterenwicklung führen kann. Daher deutet er die Welt als einen Ort, an dem er auf die Probe gestellt wird und an dem er Schwierigkeiten begegnet, damit er seiner Neigung und seinem Potential zur Vollkommenheit gerecht wird. Bei einer solchen Denkweise werden Schwierigkeiten als Prüfung für die Entfaltung der verborgenen Fähigkeiten verstanden.   Der Mensch sieht ein, dass Kummer und Freuden im Leben beide vorübergehender Natur sind. Daher beginnt er nach einer beständigen Freude zu streben und benutzt die vorübergehenden Freuden oder auch Härten des Lebens als Brücke zur Erzielung immaterieller dauerhafter Freude, z.B. zur Erreichung der Freude darüber, Gottes Gebote eingehalten zu haben und Gott zufrieden zu stellen.   Bei dieser zweiten Sichtweise wird es einfach, Ungemach zu akzeptieren und Schwierigkeiten zu ertragen. Mit anderen Worten gelangt der Mensch an eine Art rationalen Optimismus hinsichtlich Dasein und weltlichem Leben.   Imam Ali (a) hat gesagt: „Die Tage des Lebens sind zweierlei Art. Der eine ist zu deinen Gunsten und der andere nicht. Wenn ein Tag also zu deinen Gunsten ist, dann werde nicht berauscht und geh nicht undankbar mit den Segensgaben um. Wenn aber ein Tag nicht zu deinen Gunsten ist, dann sei nicht traurig.“   Eine weitere wichtige Regel zur Erreichung einer kontinuierlichen Freude und Fröhlichkeit, ist der Glaube an Gott. Der Glaube an die Macht des Einen Gottes, der Quelle allen Guten ist, beseitigt Besorgnisse. Und durch Beseitigung von Besorgnissen ist die wichtigste Grundlage für Freude geschaffen. Der Glaube an die Barmherzigkeit Gottes entfacht im Herzen des Gläubigen das Licht der Hoffnung und Zuversicht . So kommt es, dass Psychologen die beste Medizin zur Heilung von seelisch Kranken in der Hoffnung, dem Gebet und dem Glauben sehen.   Der amerikanische Schriftsteller Dale Carnegie (1888 – 1955) schreibt:   „Heute lehrt die jüngste Wissenschaft, nämlich die Psychologie, dasselbe, was die Propheten die Menschen gelehrt haben. Die Psychologen haben nämlich erkannt, dass ein fester Glaube Besorgnis, Unruhe, Aufregung und Angst behebt.“   Eine weitere Regel für den Weg zu Frohsinn und Bekämpfung von Kummer besteht darin, dass der Mensch mit der göttlichen Vorherbestimmung zufrieden ist. Diese Zufriedenheit eilt dem Menschen auch in den schwierigsten Momenten zur Hilfe und macht es ihm leicht, schlimme Ereignisse zu ertragen. Es können Probleme im Menschen auftauchen, die er nicht lösen kann. Es sind Dinge, die wir nicht mögen und die auf den ersten Blick zu verhindern scheinen, dass wir an unsere Ziele und Wünsche gelangen. In einer solchen Situation sind wir am meisten bekümmert, denn wir möchten doch immer unsere Probleme beseitigen , aber diesmal sind wir nicht dazu in der Lage. Was dem Menschen aber auch bei den schlimmsten Ereignissen und Zuständen Ruhe spendet und hilft, ist das Einverständnis mit dem, was Gott für den Menschen vorsieht und der Glaube an die göttliche Vorherbestimmung. Auf diese Weise kann der Mensch Schwierigkeiten, die sich nicht mehr beseitigen lassen, ertragen. Imam Sadiq (a) hat gesagt:   „Frohsinn wird durch Einverständnis mit dem, womit Gott einverstanden ist und durch Gewissheit erreicht, während Bekümmernis von den Zweifeln und dem Missbehagen über die göttlichen Vorsehungen herrührt „ (Bihar al Anwar, Band 71, S. 195)   Mit „Einverständnis mit dem , womit Gott einverstanden ist,“ ist gemeint, dass der Mensch nicht in Wort oder Tat gegen das, was von Gott vorherbestimmt wurde, protestiert. Wer erkannt hat, dass Ereignisse aufgrund des weisen Willens Gottes eintreten und sie als göttliche Vorsehung versteht, fürchtet keine unangenehmen Vorkommnisse mehr und verhält sich angesichts solcher Vorkommnisse nicht undankbar gegenüber Gott. Ein zufriedener Mensch vergisst nicht den Grundsatz, dass alles Geschehen auf der Welt Teil ihrer auf göttlicher Weisheit beruhenden Ordnung ist und auf der weisen Absicht Gottes beruht. Deshalb begrüßt er auch diese Ereignisse. Natürlich können Gott keine Ereignisse, die durch Unachtsamkeit, Widerspenstigkeit und Sünde unserer selber oder anderer hervorgerufen werden, zugeordnet werden.     Wer sich von der Sünde und einigen materiellen Freuden fernhält, der gelangt ebenso zu einer dauerhaften Freude. Der Mensch besitzt die Veranlagung, dass ihm Verzicht und eine vernünftige Enthaltsamkeit geistig Freude bereitet. Es bereitet nämlich nicht unbedingt Freude, jedes Verlangen zu stillen, sondern manchmal ist auch der Verzicht auf die Erwiderung eines Wunsches ein Genuss.     Der Mensch freut sich, wenn er sich von Besorgnissen und Kummer befreit und deshalb ist in Wahrheit das Fehlen von Kummer mit Glück gleichzusetzen.   Natürlich sind einige Kümmernisse notwendiger Bestandteil des Lebens. Aber mancher Kummer rührt nur von Besorgnissen und Hoffnungslosigkeit her und Besorgnisse ziehen zahlreiche weitere Probleme nach sich, die den Menschen seelisch krank machen.     Dale Carnegie schreibt:   „Vor einigen Jahren war ich zusammen mit Doktor Goober (damaliger Leiter der Spitäler der Santa-Fe-Eisenbahngesellschaft) auf einem Spaziergang unterwegs. Wir unterhielten uns über die Wirkungen von Besorgnis. Er sagte: `Die Kranken, die sich an einen Arzt wenden, können sich zu 80 Prozent selber heilen, wenn sie sich von Ängsten und Besorgisse befreien.`“   Natürlich wird jemand, der in Angst und Besorgnis zubringt, niemals das Leben genießen können.   Für die Herstellung beständiger Freude ist es ebenso eine große Hilfe für den Menschen, wenn er einen hoffnungsvolle Grundhaltung besitzt. Wer vom Geist der Hoffnung erfüllt ist, wird immer zukunftsfroh sein. Er wird auf dem Weg zum seinem religiösen Ziel festen Schrittes bleiben und daher auch auf diesem Wege Erfolg ernten.   Hindernisse kann er durch seinen   Optimismus überwinden . Die Hoffnung auf die Zukunft beflügelt den Menschen. Sie lässt nicht zu, dass er geistig ermüdet und ihn der Gedanke an eine Niederlage ängstigt.