Abu Talib (a)

  Abu Talib ist der Onkel des Propheten Muhammads (s.) und Vater Imam Alis (a.). Er ist einer der Söhne Abdulmutallibs und auch bekannt als Scheich al-Abatah.   Er heiratete seine Cousine Fatima bint Asad und sie hatten vier Söhne und zwei Töchter:  

  • Dschafar ibn Abu Talib
  • Aqil ibn Abu Talib
  • Talib ibn Abu Talib
  • Ali ibn Abu Talib (a.)
  • Fachita bint Abu Talib
  • Dschumana bint Abu Talib
  Zu ihm hat Prophet Muhammad (s.) gesagt: "Lieber Onkel, als ich ein Kind war, hast du mich erzogen, als Vollwaise für mich gebürgt, als ich erwachsen war, mir geholfen. Gott möge dir alle diese Mühen mit Gutem belohnen."   Abu Talib gehörte zu den angesehenen Persönlichkeiten Mekkas und des Stammes Quraisch. In Wort und Tat stand er immer zum Propheten Muhammad (s.) in solch einem Maß, dass er seinen Neffen sogar den eigenen Kindern vorzog. Deshalb fand der Tag der Warnung an die Quraisch bei ihm im Haus statt.   Bei allen Bedrohungen, denen Prophet Muhammad (s.) ausgesetzt war, reagierte Abu Talib mit Entschiedenheit und nahm seinen Einfluss zur Hilfe. Als Muhammad (s.) mit einer Schar von treuen Gläubigen sozial und wirtschaftlich blockiert wurde, unterstützte nur noch Abu Talib sie. Auch griff er zur Not zum Schwert, um den Propheten Muhammad (s.) zu schützen und zu verteidigen, und die feindseligen Ungläubigen [kafir] wagten keine weitere Belästigungen und suchten das Weite, sobald sie sahen, dass dieser angesehene Mann von Mekka und den Quraisch für Prophet Muhammad (s.) Partei ergriff.   Manche behaupteten, dass Abu Talib nur deswegen für Propheten Muhammad (s.) Partei ergriff, weil er der Sohn seines Bruders war, er aber den Islam nicht angenommen habe. Solche Behauptungen entstanden zur Zeit der Geschichtsverfälschungen späterer Kalifen, wie z.B. unter Muawiya, um den Vater von Imam Ali (a.) zu diskreditieren. Sie behaupteten, der Grund für Abu Talibs Unterstützung des Islam wäre ausschließlich eine Familienangelegenheit gewesen. Dabei werden aber einige wichtige Aspekte nicht berücksichtigt:  
  • Die Neigung, die der Mensch für das eigene Kind empfindet, ist größer als die für das Kind des Bruders. Abu Talib jedoch war bereit, den eigenen Sohn für Prophet Muhammad (s.) zu opfern.
  • Wenn die Gefühle eines Onkels der Grund zu all dem gezeigten Interesse sein sollten, warum wurden dann dem Gesandten Gottes durch Abu Lahab, seinen anderen Onkel, so viele Steine in den Weg gelegt?
  • Andere, die wie Prophet Muhammad (s.) zu den Bani Haschim gehörten, unter ihnen auch solche, die sich offen zum Islam bekannt hatten und seine Schwierigkeiten mit ihm teilen mussten, hatten sich nicht im gleichen Ausmaße eingesetzt und aufgeopfert wie Abu Talib.
  Die persönlichen Opfer dieses Menschen lassen daher keine andere Ausdeutung zu als die des Vorhandenseins eines festen inneren Glaubens an die Lehre des Islam. Für den islamischen Glauben Abu Talibs gibt es eine große Anzahl von Beweisgründen:  
  • Seine uneingeschränkte Unterstützung für Prophet Muhammad (s.) unter aller schwersten Umständen spricht für sich selbst.
  • Weiteres Dokument sind die Bekenntnisse Abu Talibs, die sich in seinen Gedichten über den geehrten Propheten und über das eigene Verhältnis zu Gott abzeichnen (u.a. im Geschichtswerk von Ibn Hischam siehe Gedichte Abu Talibs).
  • Abu Talib hatte seinem Sohn Dschafar, seiner Gemahlin Fatima bint Asad und seinen Bruder Hamza das tägliche Ritualgebet und die Unterstützung Muhammads (s.) ans Herz gelegt.
  • Es war Abu Talib der als Vertreter den Ehevertrag von Muhammad (s.) mit Chadidscha (a.) geschlossen hat. Wäre er kein Muslim gewesen, hätte er jene Aufgabe nicht erfüllen können.
  • Es überkam den Propheten Muhammads (s.) eine große Traurigkeit beim Ableben seines Onkels. Er war zutiefst betrübt und legte innig bei Allah Fürsprache für ihn ein. Dies alles sind Zeichen dafür, dass Abu Talib Muslim war.
  Gemäß den Aussagen von Abu Bakr und Abbas ibn Abd-ul-Mutallib hat er, bevor er starb, einmal mehr das Glaubensbekenntnis gesprochen.   Prophet Muhammads (s.) betete vom Rednersitz der Moschee aus für ihn und flehte Gott um Vergebung seiner Sünden an. Er gab seinem Leichnam das letzte Geleit und Imam Ali (a.) wurde von ihm beauftragt, an ihm die rituelle Vollkörperreinigung des Verstorbenen vorzunehmen, ihn in das islamische Leichentuch zu wickeln und zu begraben. Nur das Ritualgebet für Verstorbene wurde nicht über ihm gesprochen. Die Ursache dafür lag darin, dass es damals den Muslimen noch nicht Pflicht war. Bei der Beerdigung von z.B. von Chadidscha wurde aus dem gleichen Grunde kein Ritualgebet für Verstorbene verrichtet.   Imam Ali (a.) sprach beim Ableben des geschätzten Vaters Trauergedichte für ihn. In einem Brief, den er viele Jahre darauf an Muawiya schrieb, stand unter anderem: "Zwischen meinem Vater Abu Talib und dem deinigen, Abu Sufyan, besteht ein großer Unterschied.“   Weiterhin kann aus einer historischen Überlieferung entnommen werden, dass Prophet Muhammads (s.) folgendes gesagt hat: "Am Tage des Jüngsten Gerichtes werde ich Fürsprecher meiner Eltern sein und meines Onkels Abu Talib".   Zweifelsohne war Fatima bint Asad, die Ehefrau des Abu Talib, eine Muslima. Die Zeit ihrer Bekehrung ist weit zurückzuführen, und sie hat wegen ihres Glaubens die Heimat verlassen. Wäre Abu Talib kein Muslim gewesen, dann hätte sie als Muslima nie mit ihm zusammenbleiben dürfen.   Imam Sadiq (a.) sagte: "Abu Talib verbarg anfangs seine Überzeugung. Genau wie die Gefährten der Höhle". Dieses Vorgehen war nur eine Strategie, die dem Schutze des geehrten Propheten dienen sollte. In der Frühzeit des Islam war eine gesellschaftliche Persönlichkeit notwendig, die durch alle in der Region anerkannt wurde. Hätte Abu Talib gleich zu Beginn sich offen zum Islam bekannt, so wäre er von den Gottesleugnern überrannt und abgeschoben worden, was den Weg zur allumfassenden Unterdrückung des Propheten (s.) völlig frei hätte werden lassen.   Abu Talib ist der Vater von Imam Ali (a.), was er durch die Erdichtungen späterer Kalifen zu spüren bekam! Die Umayyaden und ihre gewalttätigen Kalifen erfanden zahllose Schmähungen gegen Abu Talib, um damit auch die Herkunft Imam Alis (a.) zu schwächen.   In einem Auszug aus Abu Talibs Testament heißt es: "Gehorcht Muhammad (Friede sei mit ihm und seiner Familie) und bestätigt ihn, auf dass ihr errettet und rechtgeleitet werdet"   Und er sagte auch in dieser seiner Todesstunde: "Muhammad ist der Zuverlässige unter den Quraisch. Und der Ehrliche unter den Arabern. Alle Vollkommenheiten besitzt er. Die Herzen glauben an ihn aber die Zungen erheben sich aus Angst zu seiner Verneinung. Ich sehe vor mir, dass die Schwachgehaltenen in der Zukunft sich um ihn scharen werden, an seine hohe Persönlichkeit glauben und er, mit Hilfe dieser Entrechteten die Reihen der Quraisch durchbricht, deren Oberhäupter bloßstellt und ihre Häuser zerstören wird. Und (ich sehe vor mir,) wie die bis dahin Schutzlosen erstarkt sein und zu Instanzen werden". Er schloss mit dem Satz: "Seid ihm (Muhammad, dem unser Friedensgruß gelte) zugeneigt und von der Partei der ihn Unterstützenden."   Imam Baqir (a.) hat in diesem Zusammenhang folgendes gesagt: "Der Glaube Abu Talibs (a.) ist dem Glauben vieler anderer vorzuziehen".   Abu Talib starb am 7. Ramadan (-3) v.d.H.. Das Jahr wurde später Jahr der Trauer genannt. Er wurde im Dschannat-ul-Mualla beigesetzt.