Konformität der Mystik von Ibn Arabi mit dem Schiitentum:
Ich gebe Ihnen, liebe Leser, recht, wenn Sie über obigen Titel staunen, [50] da viele Autoren nicht diese Verbindung und Beeinflussung erwähnen oder dem nachgegangen sind oder sie sogar von Grund aus verleugnet haben.[51] Aber mit einer fachmännischen Untersuchung wird nicht nur die Verbindung zwischen beiden, sondern sogar die untrennbare Verflechtung zwischen dem Islam und der Mystik einerseits und zwischen dem Schiitentum, Sufismus und der Mystik andererseits herauskristallisiert. Im geschichtlichen Kontext kann man keine solche Verflechtung finden,[52] wenn man aber die grundlegenden Prinzipien des Schiitentums untersucht, erkennt man, dass der schiitischer Sufismus aus den Lehren des Schiitentums resultiert. Eine substanzielle Verbindung zwischen dem Schiitentum und der Mystik ist dann leicht erkennbar. Wenn die Mystik als Welt der okkultischen Phänomene gilt, und wenn der Schiitentum -wie Herr Karbon [53] Kenner des Schiitentums sagte, als eine Geheimlehre zu verstehen ist. dann können wir die besagte Verbindung sehr leicht feststellen.
Neben dem Glauben der Schia an die Quelle der Geheimnisse, nämlich an den Prophet und die Leute seines Hauses (Fatima und die 12 Imame), läßt die Gegenüberstellung keinen Zweifel daran, dass eine Verbindung zwischen dem Schiitentum und dem Sufismus besteht. [54]
Trotz dieser deutlichen Entwicklung drängt sich die Frage auf, warum wurde diese deutliche Relation einfach geleugnet? Hier sind einige ausschlaggebende Gründe dafür:
Zum einen eine negative Auseinandersetzung seitens einiger schiitischer Geistlicher dem Sufismus gegenüber – was teilweise immer noch üblich ist. [55] Eine andere Ursache dafür waren die Formen, die einige sufistische Gruppierungen angenommen haben und die sowohl bei schiitischen Geistlichen als auch bei gewöhnlichen Leuten auf Abneigung gestoßen sind. Eine Zugehörigkeit zu ihnen wurde von schiitischen Gelehrten abgelehnt. Diese Distanz wurde auch als Diskrepanz an sich zwischen dem Schiitentum und Sufismus ausgelegt.
Die geschichtlichen Ereignisse waren so ungünstig [56], dass keine akzeptable Verbindung zwischen dem Sufismus und dem Schiitentum entstehen konnte.
Diese unabsichtliche Distanz hat viele große schiitischen Gelehrten [57], die Ibn Arabis Gedankten liebten, veranlasst, die Geschichte in den richtigen Blickwinkel zu rücken und das künstliche Vakuum zwischen dem Schiitentum und dem Sufismus zu beheben. [58]
Es wurden grundlegende Bestrebungen in diese Richtung unternommen. [59] Einige von ihnen waren nicht nur für die Schiitenwelt von Nutzen, sondern sie waren für die gesamte Islamwelt von großer Relevanz und unermesslichem Vorteil. [60]
Nach der Auseinandersetzung der schiitischen Gelehrten mit den verschiedenen Aspekten der Gedanken Ibn Arabis, im Hinblick auf die vorhandenen Gemeinsamkeiten zwischen seinen Gedanken und dem Kern des Schiitentums, wurden inoffizielle aber effektive Versuche unternommen, seine Lehren und Gedanken zu schiitisieren. [61] Freilich gibt es keinen Widerspruch zwischen wahrem Sufismus und dem Schiitentum.
Die scharfen Vorwürfe, die von schiitischen Instanzen über einige Sufis gemacht wurden, beziehen sich auf bestimmte Angelegenheiten, die im klaren Widerspruch zum Verstand und dem Inhalt des Koran waren; sie richteten sich nicht gegen den Sufismus als Ganzes. [62]
Der Schlüssel und das Geheimnis der untrennbaren Verbindung zwischen dem Sufismus und Schiitentum ist der strahlende Charakter von Imam Ali, der einerseits nach dem Propheten der Stützpfeiler des Schiitentums ist, den andererseits alle sufistischen Gruppen rühmen, dass er ihr Führer und Vorbild sei. Der Höhepunkt der Verflechtung des Sufismus mit dem Schiitentum spiegelt sich derartig in der Existenz von Imam Ali wieder, dass beide ohne ihn weder definierbar noch gültig sind. Es würde vielleicht genügen, wenn man einen Blick auf die Geschichte des geistigen Standortes des Schiitentums in der Welt, nämlich auf den Iran, wirft, und ebenso auf die Welt der Literatur und Mystik der persischen Sprache wirft [63]. Man kann gewiss, sogar mit einer oberflächigen Untersuchung der Literatur und Mystik, die Einflüsse von den Großen des Sufismus, besonders von Ibn Arabi, überall in ihren Werken finden. Persönlichkeiten wie Djalaladin Mulavi, Sach, Hafiz, Alla Adin Simnani, Abdul Rahman Gdami, [64] Sanai Gaznavi, Atar Nischapuri, Scheich Mamud Schabestani, Ohadin Kermani, Safai Isfahani [65] und viele andere sind nicht nur von Ibn Arabi beeinflusst, sondern sie haben seine Ideen verbreitet [66]. Diese Beeinflussung in den verschiedenen Gruppierungen der iranischen Sufis hat unverwechselbare Formen angenommen. [67]
Zusätzlich zeugt die Existenz vieler schiitischen Sufis in unserer Zeit von praktischer Übereinstimmung zwischen dem Schiitentum und dem Sufismus. [68] Es versteht sich von alleine, dass ich mit diesen Zeugnissen und Argumenten nicht die Gleichsetzung vom Sufismus mit dem Schiitentum anstrebe, denn trotz gewisser Parallelen, bestehen sie unabhängig voneinander. Ich weise nur auf folgende Punkte hin:
- Das Schiitentum und der Sufismus haben gemeinsame Quellen.
- Im historischen Voranschreiten haben sie sich gegenseitig beeinflusst.
- Es gibt keinen substanziellen und wesensbezogenen Unterschied zwischen beiden.
- Sie haben eine sehr ähnliche Methodologie. [69]
- Im spirituellen und mystischen Sinne des Islam erreichen sie die höchste Übereinstimmung.
- Sie sind in gleichen Überzeugungen verwurzelt.
- Die historischen Anlässe können nicht als Kriterium für eine Verurteilung angenommen werden.
- Das Schiitentum und der wahre Sufismus haben gleiche Zielsetzungen: Die Erziehung des Menschen zur Vollkommenheit mit Hilfe der himmlichen Lehren.
Dennoch muss ich offen sagen, dass einige Sufi- Richtungen vom wahrem Sufismus weit entfernt sind [70]. Wenn die Lehren und Gedanken eines Geistlichen, wie z.B. „Ibn Arabi“ mit dem Koran übereinstimmen, spielt es eigentlich keine Rolle, ob er Sunnit oder Schiit war. Ich halte nichts von solchen Debatten und Streitigkeiten, wobei jede Richtung ihn für sich beansprucht. Trotzdem spricht alles dafür, dass Ibn Arabi nicht schiitisch war. [71]
Was sagt Ibn Arabi dazu?
Dies ist eine Frage, auf die alle Forscher vergeblich versuchten, eine klare Antwort zu geben. Sie konnten es nicht. Diese Unfähigkeit hängt nicht mit der Inkompetenz der Forscher zusammen, sondern geht vielmehr auf Ibn Arabi selbst zurück. Denn seine Lehren sind von der Natur der „Offenbarung“. Viele Wahrheiten können wir nur dann richtig wahrnehmen, wenn wir sie persönlich erfahren. [72]
Ibn Arabi will uns nicht unbekanntes Wissen vermitteln; aus seiner Sicht teilen sich sogar die Weisheiten in zwei Kategorien auf: in wissbares Wissen und in kostbares Wissen, [73] eine Art mystische Schau. [74] Deswegen muss man seine Lehre nicht “philosophisch”,“theologisch” oder gar “wissenschaftlich” auswerten, sondern vielmehr muss man versuchen sie suchend zu erreichen, sie zu finden, zu kosten und zu verstehen. Er verfolgte im Ausdruck seiner Gedanken keine rationale Argumentation, sondern bediente sich der Beweisgründe des Tranzratio.[75]
Im Besitz solcher Fähigkeit zu sein, ohne Anteil an himmlichen Ideen und Inspiration zu haben, ist unmöglich, das versteht sich von selbst. Seine Neigung und Motivation bestand nicht darin, die Wissenschaftler und Gelehrten zwanghaft zu überzeugen, damit sie an dem “Universum der Inspiration” teilnehmen; aber gewiss hat er die Wissenschaft und das Denken mit diesem Bereich verknüpft, denn das Feld ist der Wissenschaft nicht fremd.[76] Deswegen muss man bei der Untersuchung der Lehre Ibn Arabis die Atmosphäre und das Spezifikum seines Denkens berücksichtigen, um das Offensichtliche und das Verborgene seiner Gesichtspunkte zu erlangen; andernfalls werden wir auf viele Widersprüche stoßen.
Fußnoten
50- Nach dem, was einige Orientalisten behaupten, habe Tasawwuf scheinbar nichts mit dem Schiitentum zu tun, und es handele sich um eine iranische Entdeckung. Diese Einstellung kommt davon, dass die strukturelle Denkweise einiger Orientalisten nicht nur von einseitiger und völlig sunnitischer Atmosphäre geprägt ist, vielmehr ist sie in anti-schiitischer Atmosphäre entstanden. Von daher darf man diese Meinung nicht ernst nehmen. Auch kann man von einer Meinung nicht viel erwarten, die das Schiitentum als eine Rechtslehre der Religion akzeptiert, diese jedoch ohne Verbindung zum Tasawwuf verstanden haben.
51- Der Hauptgrund, den man dafür erwähnt hat, ist, dass man in überlieferten Büchern und Schriften über die islamische Geschichte im Allgemeinen und speziell über die schiitische Geschichte, nichts über Tasawwuf findet. Dies ist aber wie die Leugnung der Sonne in der Vergangenheit. Da nichts Besonderes über die Sonne in den hinterlassenen Büchern aus den alten Zeiten und aus vor- und nachgeschichtlicher Zeit gesagt worden ist, ist sie nicht existent. Dabei ist die Sonne selbst der Beweis für die Sonne, nichts anderes oder weiteres. Viele Existenzen und viel Existierendes kann man nicht in den Geschichtsbüchern finden, weil die Geschichtsbücher und die Geschichte viele Fakten, Verbindungen und zahlreiche Wahrheiten übergangen hat.
52- Einige Größen aus dem Schiitentum haben Ibn Arabi als fanatischen “Sunni” betrachtet und einige sunnitische Wissenschaftlicher haben ihn als einen lügnerischen Schiit gebrandmarkt (wie im Buch “Mizan al Etedal, B. 3, i. 659) Im Gegensatz haben einige schiitische Wissenschaftler (wie Gazi Nurallah Schuschtani und Scheich Bahahi) versucht zu beweisen, dass er Schiit ist. Genauso wie einig schiitische Geistliche darauf bestanden haben, dass er sunnitisch ist.
53- Henry Karbon: “Die Geschichte der islamischen Philosophie”
54- Wenn ein objektiver Forscher die Spuren der Sufis und ihrer Schriften untersucht, wird er gewiss die Gedanken der schiitischen Imame darin sehr deutlich wieder erkennen.
55- Die Antwort auf die Frage, warum die schiitischen Geistlichen eine derartige Gegnerschaft gegenüber den Sufis gehegt haben, kann eine eigenständige Diskussion füllen. Aber man sollte hier kurz erwähnen, dass die Behauptungen einiger Gruppierungen, die sich selbst als Sufis bezeichneten, nicht im Einklang mit den koranischen Behauptungen und Aussagen standen. Es war eine Art von Missbrauch des Sufismus verbreitet. Das erweckte natürlich die Gegnerschaft der schiitischen Geistlichen. Als Beispiel werden hier zwei Fälle erwähnt: Einer bezieht sich auf die Behauptungen von Keiwan Ghazwini, genannt “Manzur Ali Schäh” er war ein Guru des Sufismus. Im Buch “Ustewar nahme” behauptet er über seine Autorität und Zuständigkeit: „Alle Gebete und Geschäf te der Schüler, sollen mit meiner Erlaubnis stattfinden; wenn religiöse Wissenschaften und persönliche Überzeugungen meine Unterschrift erhalten, so sind sie richtig, ansonsten sind sie als falsch zu betrachten. Ich bin der Verschenker des Paradieses und der Hölle. Ich gehöre denjenigen an, denen man gehorchen muss, die man schützen muss und denen man dienen muss. Mir zu gehorchen ist die gleiche Berechtigung wie dem Propheten zu gehorchen.“ Ein anderes Beispiel ist aus dem Buch “Ehja alulum” (die Rehabilitierung der Wisemchaft) von Ghazali, z. B. Seite 198-210, wo er sagt: „Im Sufismus ist der Respekt der Murid (Jünger) vor dem Murad (Guru) der wichtigste Brauch. Der Murid muss vor dem Murad willenlos sein. Er hat keinen Anspruch auf seinen eigenen Leib und sein eigenes Eigentum, außer durch Erlaubnis des Murad. Das beste Verhalten des Murid gegenüber dem Murad ist das Schweigen, Starrheit und Willenslosigkeit. ” Natürlich soll man solchen Dingen gegenüber, die im Gegensatz zur Botschaft des Islams und zu jedem logischen Denken stehen, abgeneigt sein. Einige schiitische Gelehrte haben dies als ihre Aufgabe verstanden, sich gegen die Behauptungen einiger Sufis zu stellen. Später haben einige Leute diese Gegnerschaft als Fremdheit des Schiitentums vom Sufismus interpretiert und ihre eigenen Schlussfolgerungen daraus gezogen.
56- In bestimmten Zeitabschnitten der Geschichte, wie in den Zeiten der strengen Herrschaft von Mahmud Gaznawi (Dynastie Gaznavi) und von den Saljuken, wurden Schiiten von den Herrschern gezwungen, ihre schiitische Mystik und ihre Zugehörigkeit zu mystischen Vorbildern wie den Imamen nicht preiszugeben und diese Handlung mit dem Glauben an Tarija (=Glauben nicht preisgeben) zu verstecken, um sich und andere vor akuter Gefahr für Leib und Seele zu schützen.
57- wie Theologen, Philosophen, sogar religiöse Herrscher
58- Diese Bemühungen haben im 7. Jhd. (n.H.) mit der Führung der bekannten schiitischen Wissenschaftler Chajde Nasradin Tusi und seinen Schülern, wie Kamal Adin, Micam Burani und Allme Heli und Afzal Adin Kaschani, Seyed Heidar Amuli (720-783 n.H.), Ibn abi Gdamhur Asaji (904-838 n.H.), Mir Damad, und insbesondere mit Mulla Sadra und seinen Schülern, Gazi Said Gumi, Faiz Kaschani … ernste Formen angenommen. Ihr Bestreben bestand darin, damalige wissenschaftliche Bereiche, wie Theologie, Philosophie,. Mystik und Sufismus möglichst näher zueinander zu bringen. Die Harmonie und Analogie zwischen Sufismus und Schiitentum, insbesondere Ibn Arabis Gedanken mit Gedanken schiitischer Gelehrten, sind so markant, so dass, wenn man mit ihrer Geschichte und zeitlichen Entstehung nicht vertraut wäre, man denken würde, dass sie in der gleichen Schule und in einer einheitlichen Bildungsdiziplin geprägt worden sind.
59- Die Bemühungen von Mulla Sadra in der Welt der Philosophie verdankt er sicherlich zum großen Teil der tiefgreifenden Beeinflussung durch Ibn Arabis Philosophie und dies führte somit zu einer neuen philosophischen Richtung, namens “Hekmate Motaalie” (= Höhere Weisheit) , siehe Part IIII, Islamic, S. H. Nasr.
60- Es hatten sogar einige Ordensgesellschaften, wie die Ismailiten (eine abgespaltete Gruppe des Schiitentums), die an den Sohn Imam Sadiqs, Ismail, als rechtmäßigen Nachfolger und Imam glaubten, eine intensive Verbindung mit den sufistischen Gedanken, insbesondere mit den Lehren Ibn Arabis. Seine besondere Interpretation des Korans nimmt bei ihnen eine besondere Stellung ein (siehe “Die Lehren der Sufis, von gestern bis heute”, Sayed H. Nasr, übersetzt von Husein Haideri und Mohammad Hadi Amini, Teheran, Gasid Sara, i. J. 1382
61- Durch Bemühungen von Sadradin Mohammad Tarafe Isfahani (836 n. H.), einem hochrangigen schiitischen Philosophen und Mystikers sowie Verfasser der Werke “Asrar A1 Salat”, “Fi ilm al Huruf`, Scharhe Golschan Raz, Schare Al-Rikam. Er hat in seinem wichtigen Werk “Gawaed Al Tauhid” versucht, diese Behauptung zu begründen. Sein Enkel hat auch in seinem Kommentar zu diesem Werk unter dem Namen “Tamid A1 Gawaed fi al wejdud al mutlaq” diese Idee aufrecht erhalten wollen. Seyed Haidar Amuli hat n seinem Buch “Gdame A1 Asrar”, S. 5-9 in diese Richtung argumentiert. Ibn Arabi hatte Einfluss auf einige Teile ihrer wissenschaftlichen Ansichten.
62- Der Historiker Ibn Kaldun (808-872 n. H.), der eine außergewöhnliche scharfe Intelligenz besaß (auch die anderen Forscher von seinem Format), hat diese Sache deutlich erkannt; er sagt: „Die Einflussnahme der schiitischen Ansichten auf die religiösen Gesichtspunkte des Sufismus war so gründlich und tief, dass die Sufis ihre Arbeit auf der Grundlage der “Kutte” tun, da Imam Ali den Hassan Basri in solch eine Kutte kleidete und ihn zum Eintritt in den Weg der Sufis aufforderte”. Zu diesem Anlass gibt es offiziell eine Überlieferung vom Propheten über die Geschichte der “Himmelfahrt”; man kann diese im Buch von Ibn Abi Gdemhur, namens “Al Magdala”, Lithographie von Ahmad Schirazi (1329 n. H.) S. 379 nachlesen.
63- Ich empfehle die folgenden Werke: – Translated by R.Mnheim, London, 1969, Chapter I, Creative Imagination in the Sufism of Ibn Arabi, H. Corbin; – M. Mole, Paris, 1965, PP.100ff, Les mystiques musulmans; – H. Nasr. PP.118ff, Three Muslim Sages; – Tehran-Paris, 1962, Le Iiver de I’homme parfait M.M.Mole’s introduction and notes to Nasafi’s. H.Corbin; – Revue des Etudes “Les Kubrawiya entre sunnisme et chiisme aux VIIIe.Et Ixe siecles de I’he’ gire. Vol 29, 1961, PP: 61-142, Islamiques.
64 Über die Verbindung des persischen Dichters Gdami mit Ibn Arabis Gedanken – siehe das Buch Mohammad Ismail Mubalegs, “Gdami und Ibn Arabi”, Kabul 1343 oder 1464
65- Mohammad Husein Safahi Isfahani ist ein Dichter aus dem 13. und Anfang 14. Jahrhundert (n. H.) – siehe Dechudas Wörterbuch. Er war ein ausgezeichneter Kenner Ibn Arabis und Sadradin Gonjawies Werken. Dieser persichsprachige Dichter verfasste die mystischen Gedanken in Verse.
66- Viele Forscher der verschiedensten Religionen und Konfessionen waren mit der Frage konfrontiert, warum die Gedanken und Ideen Ibn Arabis in dem Maße im Schiitentum verbreitet sind. Ich denke zwei Gründe waren dafür maßgebend) mehr als andere Fakten: 1. In den Schriften und Büchern des Schiitentums gibt es eine starke Tendenz, genannt “Batinije“ zur Entschlüsselung der verborgenen Bedeutungen der heiligen Schriften, die mit der Welt von Ibn Arabi übereinstimmen. 2. Das Vorhandensein von Zeichen und Anhaltspunkten sowie offensichtlichen Schriften Ibn Arabis, die mindestens nicht im Widerspruch mit den Grundsätzen des Schiitentums stehen; vielmehr zeigen sie eine tiefe Neigung zu den Heiligkeiten des Schiitentums. Ibn Arabi schrieb ein Buch über den 12. Imam, das seine volle Bewunderung ausdrückt. Und im Kapitel 366 seines Buches “Mekkanische Eröffnungen” spricht er über den 12. Imam und die Voraussetzungen seines Wiedererscheinens.
67- Unter ihnen ist Nurbarchschie, der Gründer eines Sufiordens war (Mohammad ben Abdullah Musawi Khorassani 795-869 n. H., bekannt als “Nurbarchschie”). Ein weiterer Gründer dieses Ordens war Scheich Mohammed Lahijdi, der die Ideen und Gedanken Ibn Arabis überaus verehrte. Schah Nemetullah Walli hat die Gedanken Ibn Arabis in Prosa und Versen in Persisch niedergeschrieben. Er war so mit den Lehren von Ibn Arabi vertraut, dass er sagte: „Die Wörter von Fusus (Buch Ibn Arabis) haben in unseren Herzen wie Perlen ihre Stellung gefunden. Vom Propheten sind sie ihm gegeben worden; von ihm wurden sie uns weitergegeben”. (siehe Hamid Forzam, Beziehung von Hafiz mit Schah Vali, Die Fakultätszeitschrift der Universitität Isfahan, 1345 n. H., Ausgabe Nr. 2.3, S. 2
68- Seyed Husein Nasr ist im 9. Kapitel seines Buches “Lehre, Gedanken, Spiritualität”, Ausgabe Neujunk 1988 n.c., auf verschiedene Gruppierungen des Sufismus und der Mystik eingegangen: „In der Welt des zeitgenössischen Schiitentums, findet man drei Kategorien von Mystikern: 1. Diejenigen, die bestimmte Wege gehen, wie Nemat Allahi oder Zahabi oder wie Sufis vom Sunnitentum. 2. Diejenigen Personen, die einen “Pir“ (= mystischen Lehrer) und “Scheich“ haben, oder eine Verbindung zu einem großen Mystiker besitzen, obwohl er keinen Orden oder mystischen Weg gegründet hat. 3. Diejenigen, die mystische Inspiration und spirituelle Beobachtung erlangt haben, aber keinen “Pir” (mystischen Lehrer) haben. Sie sind Anhänger von Oveisi (verstorbener mystischer Lehrer) oder der Anhänger des Propheten Khidr; oder einige von ihnen sind sozusagen nur an einen inneren Imam und Führer gebunden. Diese sind unter den Schiiten mehr verbreitet.“
69- Damit ist das Prinzip von der schiitischen Führung (Imamat) und Vorbildfunktion (Wilajat) einerseits und das Prinzip von “Scheich” und “Pir” andererseits gemeint.
70- Leider haben Phänomene, die im Westen seit drei oder vier Jahrzehnten als Pseudosufismus verbreitet sind, und die einige Forscher beschäftigt halten, nichts mit dem wahren Sufismus desjenigen von Ibn Arabi zu tun. Das geht teilweise auf mangelhafte Texte und Quellen in englischer, deutscher, französischer und spanischer Sprache zurück sowie auf das Fehlen akademischen Lehrens in fachlicher Form.
71- Über die Frage, welcher Richtung er im Sunnitentum angehörte wurde viel diskutiert. Aus seinen Werken geht jedoch heraus, dass er sich selbstständig um Rechtsfindung bemühte. Ich bin wie Dr. Djahangini der Ansicht, dass er keiner der vier sunnitischen Konfessionen angehörte (siehe “Mahi Adin Ibn Arabi, hervorragende Persönlichkeit der islamischen Mystik”, 5. Auflage, S. 496 und 493)
72- Es genügt, wenn man über die “Liebe” nachdenkt, an der viele Menschen sich beteiligt fühlen und ohne sie nicht leben würden. Ist die Liebe, “zu wissen“ und “zu sagen“? Viele Denker der Welt aus der Literatur und der Mystik, wie beispielsweise Hafiz und Mulana, haben über die Liebe gesprochen, aber schließlich mussten sie zugeben: „Das Wort der Liebe ist nicht das, was mit der Zunge gesprochen wird”, „Oh du Schenker, gib uns Wein, und verkürze den Dialog. ” Mulana hat auch solche Äußerungen von sich gegeben, und obwohl er mit literarischer Schönheit und sehr treffend über die wahre Liebe in seinen Werken spricht und diese analysiert, sieht er sich letztendlich nicht in der Lage, sie abschließend zu definieren: „Alles was ich über die Liebe sage und kommentiere; wenn ich ihr dann begegne, steh ich beschämt vor ihr.” (Masnavi, Ausgabe Nikelston, 1. Heft, 112. Vers)
73- Denker, wie Avicenna, Sokrates, Aristoteles und die meisten Philosophen gehen auf diese Weise vor. Das heißt, sie versuchen erst die Menschen von der Unwissenheit zur Wissenheit zu führen. Dann trachten sie danach, die Gewissheit des Wissens mit rein rationalen Argumentationen nachzuweisen.
74- Das bedeutet nicht, dass seine Lehre nicht begründet oder gerechtfertigt wäre, sondern seine Beweisgründe geschehen durch “Mukaschefe” (Intention) und Beobachtung, was eine höhere Art von Beweisführung ist.
75- Damit sind die kostbaren Weisheiten gemeint und obwohl der berechnende gewöhnliche Verstand nicht in der Lage ist, diese zu verstehen, schadet diese Unfähigkeit überhaupt nicht. Mit der rationalen Beweisführung ist wissbares Wissen gemeint. Es kann, wenn es in logischer, kalkulierter, gerechtfertigter Form angeboten wird, überzeugend erscheinen, aber zugleich kann es auch falsch sein.
76- Wissenschaft und Handeln sind zwei notwendige Flügel, um die spirituellen Stufen hochklettern zu können. Die Störung oder der Mangel an einem von ihnen, hat eine bestimmte Niederlage zur Folge.