Warum wurde Imam Hossein (a.s.) trotz seiner Nähe zum Propheten getötet

  Bezüglich dieses beispiellosen Aufstands wollen wir uns erst einmal fragen, wie es dazu kam, dass man 50 Jahre nach dem Ableben des Propheten seinen Enkel tötete. Die Angehörigen der Mörderbande waren ja alle äußerlich Muslime.   War denn Imam Hussein ihnen unbekannt? Oder hatte der Prophet über ihn nichts gesagt? Warum bevorzugten diese Leute Jazid ibn Muawia vor dem Enkel des Propheten? Wie war es möglich, dass man im Jahre 61 nach der Hidschra Hussein, seine durstenden Kinder und Getreuen neben dem Fluss Furat (Eufrat) tötete und seine Familie gefangen nahm?   Die Mörder waren nicht nur nicht "Abtrünnige", sondern sie waren auch noch stolz auf "ihren Islam". Sie beteten und rezitierten bei Tag und Nacht den Quran. Sie liebten sogar im Geheimen den Enkel des Propheten, denn sie hatten ihn bewundert, als er Schulter an Schulter neben seinem Vater bei verschiedenen Gefechten kämpfte.   Sie konnten sich auch noch an das Wort des Propheten erinnern, der sagte: "Hassan und Hussein sind die Herren der Edelmütigen im Paradies" und "Hussein ist von mir und ich bin von Hussein" (Hussein ist so wie ich und ich bin so wie er.)   Sie wussten außerdem, dass Jazid ein Trinker, Tyrann und Ketzer war, der vor nichts zurückschrecken würde, um die Herrschaft zu übernehmen. Deswegen schickten sie auch so viele Einladungen an Imam Hussein (as) und beharrten auf seinem Kommen. Daher sandte der Imam seinen Vetter Muslim bin Aqil als seinen Vertreter nach Kufa. Die Einwohner von Kufa nahmen ihn anfänglich herzlichst auf und leisteten ihm einen Treueeid, aber der Zustand änderte sich plötzlich dramatisch. Muslim bin Aqil wurde bei einer Auseinandersetzung festgenommen und getötet. Sein Gastgeber(Hani ibn Urwa) wurde ebenfalls ums Leben gebracht.   Während dessen befand sich Imam Hussein(as) auf dem Weg nach Kufa. Der Imam und seine Gefolgsleute wurden schließlich am 2. Muharram des Jahres 61 nach der Hidschra von der 2000 Mann starken Truppe von Hurr ibn Riahi umzingelt und sie hielten sich in einem Gebiet namens Karbala auf.   Bei einer Ansprache an diesem Tag sagte er: "Euch ist die (jetzige) Situation klar: Es kam zu einer Umwälzung, die Gemeinheit und Niedertracht haben Fuß gefasst, und die Tugenden sind fast zur Gänze verloren gegangen. Die Menschen leben ein unterwürfiges, unglückliches Leben.   Das Rechte wird vernachlässigt und das Unrechte wird befolgt. Unter solchen schändlichen Umständen ist jeder ehrenhafte Gläubige verpflichtet, selbstlos und opferbereit zu sein, sodass er seinem Gott ehrenvoll begegnet. Ich erachte den Tod unter solch demütigenden Umständen nur als wahre Glückseligkeit und die Koexistenz mit dem Unterdrücker nur als Qual und Schande.   Die Menschen sind zu den Sklaven der irdischen Anliegen geworden, die Religion wurde nur zu einem Lippenbekenntnis. Sie verteidigen ihre Überzeugung solange ihre Bequemlichkeit nicht in Gefahr gerät, und wenn sie auf die Probe gestellt werden, wird die Anzahl der Gläubigen sehr wenig."   Der Herr der Märtyrer beschreibt in seiner Ansprache sowohl die damaligen Bedingungen als auch den Grad des Glaubens in der Gesellschaft und weist außerdem auf die Pflicht der Gläubigen unter den gegebenen Umständen hin.   Er verkündet, dass unter solchen Umständen der Aufstand gegen die Unterdrückung eine Glaubenspflicht ist und dass der "rote Tod" weitaus besser ist, als ein beschämendes Leben in der Unterdrückung. Gerade das war die Motivation seines Aufstandes. Er wusste nur zu gut, dass der Geist des Glaubens in den Menschen gelähmt war, dass sie wach gerüttelt und die Unwissenden aufgeklärt werden müssen, um die Irrenden auf den geraden Weg zu führen.   Die damalige Gesellschaft bestand aus zwei Schichten: Die Obrigkeit und das gewöhnliche Volk der Sippen und Stämme, die die Mehrheit darstellten, und der Obrigkeit folgten. Die Oberschicht, also die Stammes- und Sippenführer und andere Wohlhabende in der Gesellschaft wussten über die Realitäten Bescheid.   Sie kannten den Islam und den Imam sehr gut, aber auch über Jazid und seine Anhänger waren sie genau im Bilde. Auch die Mehrheit der Leute war nicht über die Wahrheit desinformiert, sondern sie standen als willenlose Marionetten der Obrigkeit zur Verfügung. Jazid nützte die Glaubensschwäche oder Gottlosigkeit der Obrigkeit aus und machte sie mit Versprechungen zu seinem Anhänger.   Imam `Ali sagte immer: "Ich mache mir um euch wegen zwei Sachen Sorgen: Wegen Eurer triebhaften Seele und euren Begierden." Die Oberschicht der damaligen Gesellschaft litt an beiden genannten unheilvollen Lastern. Sie waren selbstsüchtig und habgierig. Solche Menschen, die nur ihren Begierden nachgehen, verkaufen "ihren" Gott ihre Religion, ihren Propheten und ihre Imame leicht für ihre vergänglichen Wünsche.   Und so kam es dazu, dass Ubaidullah die Stadt Kufa beherrschen konnte. Er machte den "Angesehenen" und den Stammesführern wertvolle Geschenke und andererseits bedrohte er sie mit Kerker, Folter, Tod und Beschlagnahme ihre Eigentums. Daher verließen sie Muslim bin Aqil und ergaben sich Ubaidullah. Die Mehrheit war der Obrigkeit willenlos ausgeliefert, wie der Herr der Gläubigen sagte: "Wie blinde, schwache Mücken, die den Windstößen ausgesetzt sind."   Sie machten sich mit ihren Führern auf den Weg nach Karbala, kämpften mit dem Enkel des Propheten und töteten ihn und seine 72 Getreuen. Sie nahmen die Familie von Imam Hussein(as) gefangen und so schrieben sie die schändlichsten Seiten der Geschichte mit solch ungeheuren Verbrechen.   Aber der blutige Aufstand des Imams wurde nicht besiegt! Denn durch diesen heldenmütigen Aufstand erwachte das betäubte Gewissen der damaligen Gesellschaft und die Werte, Tugenden, der Glauben und die Aufrichtigkeit, die durch die selbstlose Aufopferung jener Männer Gottes praktiziert wurden, waren für die Allgemeinheit sichtbar.   Andererseits kam die hässliche Fratze der Umajaden, die hinter dem Schleier der Heuchelei und Hinterlistigkeit von Muawia verdeckt war, zutage. Dadurch konnte das unheilvolle Ziel der Umajaden, das nichts anderes als die Vernichtung des Islams war, nicht verwirklicht werden.   Mit der Botschaft und der Bewegung der Familienangehörigen und Nachfolger von Imam Hussein(as) nach Aschura und nach den Greueltaten Jazids, wurde der Wunsch und das Ziel des Imams allen Menschen in Kufa, Scham und Medina bekannt. Als Frucht dieser göttlichen Bewegung kam es zu weiteren Aufständen nach Aschura, was letztlich zur Revitalisierung der Religion Gottes führte. So blieb der Aufruf "Aschhadu al-la ilaha illa-llah wa aschhadu an-na Muhammada-rrasulu-llah" auf der ganzen Welt ewig.   Der Friede Gottes sei mit Dir Du Imam Hussein(as), der Du mit der Aufopferung Deines Lebens und dessen Deiner Getreuen die Menschen von ihrer Unwissenheit, ihrem Wahn und ihrer Verwirrung befreitest!   Der Friede Gottes sei mit Dir, der Du den Islam als Deinen Blutzoll und dessen Deiner Kinder, Verwandten und Getreuen fruchtbringend, dauerhaft und allgegenwärtig machtest!   Wa-s-salamu `alaikum wa rahmat-u-llah!