Das trinitarische Gottesverständnis in muslimischer Sicht

Das trinitarische Gottesverständnis in muslimischer Sicht
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Number of volumes :
1
Publish number :
Erste
Publication year :
2006
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Das trinitarische Gottesverständnis in muslimischer Sicht
Einführung: Aber bei allen diesen Gelegenheiten ziehe ich es immer vor, über die Gemeinsamkeiten zwischen den Religionen zu sprechen, da der Dialog nach meiner Meinung der Annäherung und Zusammenarbeit zwischen den Menschen und Völkern dienen soll. Was die einzelnen Unterschiede in den verschiedenen Glaubensformen betrifft, so kann man für Informationszwecke diese Themen berühren, damit man sich einander durch ein besseres Verständnis der anderen Religion näher kommt. Bei solchen Diskussionen über theologische Fragen sollte man sich aber so weit wie möglich bemühen, nicht in Polemik zu verfallen und die Andersartigkeit der anderen Glaubensweisen nicht zu sehr betonen. Denn dies kann die bereits bestehende Entfremdung und Distanz nur verstärken. Jede Form eines vernünftigen Religionsdialogs sollte aber wie gesagt die Menschen einander näher bringen. Zwischen den Menschen Verständnis und Toleranz zu entwickeln und den Frieden zu fördern, gehört ja zu den Funktionen einer jeden Religion, jedenfalls islamisch betrachtet. Aus diesem Grunde betont der Islam der von Anfang an zu einem Religionsdialog aufgefordert hat - als Voraussetzung für jeden Dialog eine positive Einstellung den anderen Religionen gegenüber. Dies wird durch die Gemeinsamkeiten zwischen den Offenbarungsreligionen möglich. Diese Gemeinsamkeiten bestehen vor allem in demgemeinsamen Glauben an Gott, das Jenseits und die Heilsamkeit der guten Taten. (2,62). Der Islam kam zeitlich nach den beiden anderen monotheistischen Religionen. Er brachte ebenso wie das Christentum eine Erneuerung des Glaubens brachte - ebenfalls Erweiterungen und Erneuerungen des Glaubens. Zu ihnen zählen als wichtigste die Vertiefung der Lehre von dem einen und einzigen Gott, der Aufruf zum Dialog sowie die Aufforderung zur Bifdung einer gerechten, pluralistischen Gesellschaftsordnung. DerKoran sagt in diesem Zusammenhang: "O ihr Menschen! Wir erschufen euch ... und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennen lernt." (49,13) Zunächst möchte ich noch darauf hinweisen, daß grundsätzlich alle Überlegungen der Muslime bezüglich der Trinitätslehre sich ausschließlich auf den Koran und die authentischen Aussagen des Propheten sowie auf vernunftgemäße Überlegungen stützen. Dies ist vielleicht das erste Mal für mich, daß ich mich in einem Vortrag mit einer Streitfrage zwischen Islam und Christentum beschäftige, und zwar mit der wichtigsten unter den Verschiedenheiten unserer beiden Religionen, nämlich der Trinitätslehre. Herbei handelt es sich bekanntlich erstens um die zentrale Lehre der christlichen Theologie und zweitens zweifellos um eine selbst von Christen häufig unverstandene Lehre. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn auch Muslime Schwierigkeiten haben, ohne ein ausführliches Studium solche Doktrinen richtig zu verstehen.Um Mißverständnisse möglichst zu vermeiden, werde ich daher in meinen folgenden Erläuterungen über das islamische Verständnis der Trinitätslehertätslehre nicht nur auf das Gottesbild und die Lehre von Gottes Einheit (tawhid), sondern auch auf das Christusbild und auf das Menschenbild im Islam näher eingehen. Im Zusammenhang damit werde ich auch kurz die Auffassungen des muslimischen Gelehrten und Mystikers Al Ghazali bezüglich der Lehre von der Göttlichkeit Christi darstellen.