Teil 121: Sure An Nissa (Frauen) Verse 80- 82
Teil 121: Sure An Nissa (Frauen) Verse 80- 82
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Wir leiten diesen Koranbeitrag mit Vers 80 der Sure 4, Sure An Nissa, ein: (4: 80- 82)
مَّن يُطِعِ الرَّسُولَ فَقَدْ أَطَاعَ اللَّـهَ ۖ وَمَن تَوَلَّىٰ فَمَا أَرْسَلْنَاكَ عَلَيْهِمْ حَفِيظًا
"Jeder der dem Gesandten gehorcht, gehorcht (damit) Gott. Und wenn einer sich abwendet (und keinen Gehorsam leistet, ist das seine Sache). (Wisse:) 'Wir haben dich nicht als Hüter über sie gesandt'." (4: 80) Einer der wichtigsten Grundsätze für die Verwaltung einer Gesellschaft ist die Festlegung der Machtstruktur des Regierungssystems und die Beachtung der hierarchischen Abfolge durch die Bevölkerung. Wir haben immer wieder hervorgehoben: der Islam ist nicht nur eine Summe von Geboten für die Gottesanbetung, sondern Glück und Wohl des Einzelnen werden als abhängig vom Wohl der Gesellschaft und der Anwesenheit des Einzelnen in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen gesehen. Die Zakkat-Abgabe, die Hadschreise und der Djihad sind Beispiele für solche gesellschaftlichen Gebote. Aber die Befolgung dieser Gebote erfordert eine Garantie für deren Durchführung, und der Garant dafür ist ein islamisches Regierungssytem. Aus der Sicht des Koran hat der Prophet nicht nur die Aufgabe, die göttlichen Anweisungen zu übermitteln, sondern er selber ist auch Regent und Befehlshaber der islamischen Gesellschaft. Seine Anordnungen zu befolgen, entspricht der Befolgung von Gottes Anweisungen. Und Ungehorsam ihm gegenüber, ist Ungehorsam gegenüber Gott. Nicht nur die Regierungsanweisungen des Propheten nehmen einen besonderen Platz ein, sondern auch seine Worte und Handlungen sind neben dem Wort Gottes von großer Bedeutung. Diese werden "Sunna des Propheten", d.h. Tradition des Propheten genannt. Der Vers 80 verweist dabei aber auf einen wichtigen Punkt, nämlich: Der Prophet ist selbst als Regent der Gesellschaft nicht verpflichtet, die Bevölkerung zur Annahme der Wahrheit und dem Handeln nach dieser Wahrheit zu zwingen. Seine Aufgabe ist die Rechtleitung und Führung der Gesellschaft und nicht das Erzwingen der Durchführung der göttlichen Gebote. Dem Vers 80 der Sure 4 entnehmen wir: Erstens: Gott gehorchen bedeutet nicht nur, die täglichen Gebete verrichten und die Fastenpflicht erfüllen. Gottgehorsam ist auch Gehorsam gegenüber den von Gott bestimmten Führern der Gesellschaft. Auch das ist religiöse Pflcht. Zweitens: Die Propheten haben die Aufgabe, für die Religion zu werben. Sie haben nicht die Aufgabe, sie aufzuzwingen. Der Mensch muss sich selber für die Religion entscheiden. Übersetzung des nächsten Verses: Vers 81, der Sure 4:وَيَقُولُونَ طَاعَةٌ فَإِذَا بَرَزُوا مِنْ عِندِكَ بَيَّتَ طَائِفَةٌ مِّنْهُمْ غَيْرَ الَّذِي تَقُولُ ۖ وَاللَّـهُ يَكْتُبُ مَا يُبَيِّتُونَ ۖ فَأَعْرِضْ عَنْهُمْ وَتَوَكَّلْ عَلَى اللَّـهِ ۚ وَكَفَىٰ بِاللَّـهِ وَكِيلًا
"(Prophet!) Und sie (die Heuchler) sagen (wenn sie dir gegenüberstehen):'(Wir sind zum) Gehorsam (bereit).' Wenn sie aber von dir weggehen, munkelt eine Gruppe von ihnen von etwas anderem, als was du sagst. Gott schreibt auf, wovon sie munkeln. Darum wende dich von ihnen ab und vertrau auf Gott! Er genügt als Sachwalter." (4: 81) Auch in diesem Vers wird vor der Gefahr der Heuchler gewarnt. Er richtet sich an den Propheten und die Muslime: Gebt gut acht, unter euch gibt es Leute, deren Glauben schwach ist und die heucheln. Nach außen hin bezeugen sie auf der Seite des Islam zu sein, aber sie treffen heimlich andere Entscheidungen. Sie wollen euch hindern und eure Pläne vereiteln. Gott warnt mit diesem Vers die Muslime vor solchen Leuten und rät, sich von ihnen fernzuhalten. Aber dieser Vers sagt auch, dass die Gläubigen keine Angst vor ihnen zu haben brauchen, denn Gott überwacht was sie vorhaben und wird zur rechten Zeit ihre Pläne vereiteln. Daher sollte man Gott um Hilfe bitten und auf ihn vertrauen. Drei Dinge lassen sich aus dem Vers 81 der Sure 4 entnehmen: Erstens: Vergessen wir nicht die Intrigen des Feindes in den eigenen Reihen. Wir sollten nicht glauben, dass es nur hinter den Grenzen des Landes Feinde gibt. Zweitens: Wir sollten nicht naiv sein und jedem glauben, der beteuert ein Freund zu sein. Wenn offenkundig geschmeichelt wird sollte man immer Verdacht schöpfen. Drittens: Gott ist der wahre Verteidiger der gläubigen Menschen. Durch seine offenen und versteckten Hilfen schaltet er sich zu ihren gunsten ein. Der nächste Vers der Sure An Nissa, Vers 82, lautet in einer Übersetzung:أَفَلَا يَتَدَبَّرُونَ الْقُرْآنَ ۚ وَلَوْ كَانَ مِنْ عِندِ غَيْرِ اللَّـهِ لَوَجَدُوا فِيهِ اخْتِلَافًا كَثِيرًا
"Machen sie sich denn keine Gedanken über den Koran? Wenn er von jemand anderem als (von) Gott wäre, würden sie in ihm viel Widerspruch finden." (4: 82) Die Gegner des Islam konnten die Lehren des Propheten nicht widerlegen, weil sie logisch waren. Deshalb versuchten sie mit allen möglichen Verleumdungen gegen ihn anzugehen. Zum Beispiel sagten sie, er habe sich den Koran selber ausgedacht, oder jemand anderes habe ihm den Koran beigebracht. Gott beantwortet diese Verleumdungen in der angeführten Koranstelle mit einer Gegenfrage: Warum denkt ihr nicht über die Koranverse nach? Wenn sie von jemandem anderen wären, gäbe es in ihnen viele Widersprüche. Der Koran ist im Laufe von 20 Jahren dem Propheten Mohammad (s.a.) offenbart worden, in Friedens- und Kriegszeiten. Wenn er das geistige Produkt eines Menschen wäre, dann hätte es viele Unterschiede und Widersprüche in diesem Buch geben müssen. Ein wunderbarer Aspekt des Koran ist gerade diese Beständigkeit in einer solch langen Zeit von 20 Jahren. Wenn wir zum Vergleich die menschliche Literatur heranziehen sehen wir, dass selbst die Werke der besten Dichter und Schriftsteller innerhalb von 20 Jahren in Form und Inhalt Änderungen unterworfen sind. Drei Punkte gehen aus Vers 82 der Sure An Nissa hervor: Erstens: Dieser Vers widerlegt die Behauptung, Religion lehne Wissen und Denken ab und bedeute nur Glauben. Aber der Koran regt eindeutig zum Nachdenken an, denn dies verhilft dem Menschen zur Wahrheit. Zweitens: Der Koran ist für alle Generationen und in allen Zeitepochen verständlich. Alle Gläubigen sollen über seinen Inhalt nachdenken. Drittens: Wenn die Menschen sich um den Koran versammeln und nach ihm leben, werden die Auseinandersetzungen zu Ende gehen, denn im Koran gibt es keine Widersprüche.