- Hadith al-Kisa –
übersetzt von Hessam K.
Nach den authentischen Überlieferungen der Shiiten und Sunniten, besitzt die Ahl-ul-Bayt (a) eine sehr wichtige Rolle. Der Prophet (s) erinnerte uns mehrmals daran, dem Quran und seiner Ahl-ul-Bayt (a) zu folgen (Hadith Thaqalayn). Nur dadurch würden wir auf dem rechten Weg bleiben und der wahren Sunnah folgen. Bei diesem Thema unterscheiden sich die Meinungen von Shiiten und Sunniten. Für die meisten Sunniten gehören folgende Personen zur Ahl-ul-Bayt:
- Fatimah al-Zahra (a) - Die Tochter des Propheten (s)
- Imam Ali (a)
- Imam Hassan (a)
- Imam Hussain (a)
- Frauen des Propheten
Unter den Sunniten gibt es auch einige, die ALLE Nachkommen des Propheten zur Ahl-ul-Bayt zählen. Wiederum andere Sunniten, sind sehr großzügig und nehmen sogar die Nachkommen von Abbas (Abbasiden) und von Aqil und Jafar (die zwei Brüder von Imam Ali) hinzu. Es gibt aber auch einige sunnitische Gelehrte, die die Frauen des Propheten nicht zur Ahl-ul-Bayt rechnen. Dies deckt sich mit der shiitischen Sichtweise. Nach Meinung der jaafaritische Rechtsschule gehören folgende Personen zur Ahl-ul-Bayt des heiligen Propheten:
- Fatimah al-Zahra (a) - Die Tochter des Propheten
- Imam Ali (a)
- Imam Hassan (a)
- Imam Hussain (a)
- Neun Nachkommen von Imam Hussain (a)
Wer gehört nun zur Ahl-ul-Bayt (a)? Was sagt der Quran zu ihrer Stellung und mit welchen Worten beschrieb uns der Prophet die Leute des Hauses (Ahl-ul-Bayt)? Auf diese Fragen, haben wir Antworten gesucht, die wir im Folgenden präsentieren möchten:
Beweise aus dem heiligen Quran
Der heilige Quran erwähnt die Ahl-ul-Bayt (a) und ihre besondere Stellung in der Sura Al-Azhab Vers 33. Dieser Vers ist auch als „Ayah al-Tat'hir“ bekannt, der Reinheitsvers.
„Allah will nur jegliches Übel von euch verschwinden lassen, ihr Leute des Hauses, und euch stets in vollkommener Weise rein halten.“
Das Wort “Rijs” besitzt im obigen Vers den Artikel “al-“ am Anfang. Dadurch wird das Wort allgemein. Deshalb bedeutet „al-Rijs“ jede Art von Unreinheit. Allah sagt auch am Ende des Verses „ …
euch stets in vollkommener Weise rein halten.“ Das Wort „vollkommen“ kommt vor der Hervorhebung des Wortes "Tat'hiran" Das ist die einzige Stelle im Quran wo Allah die Hervorhebung macht „ … i
n vollkommener Weise rein halten.“
Nach obigen Vers, will Allah die Ahl-ul-Bayt (a) vollkommen rein halten von Sünden. Sicherlich, kann ein Mensch sündenfrei (masoom) bleiben, weil er nicht gezwungen wird zu sündigen. Man kann entscheiden, ob man den Gesetzen Allahs folgt oder aber dem Shaytan und den Sünden. Ein sündenloser Mensch ist immer noch ein Mensch, daran ist kein Zweifel. Einige Leute meinen, man müsse als Mensch unbedingt Sünden begehen. Diese Ansicht ist falsch. Der Mensch KANN Fehler machen, muss es aber nicht. Allah hat uns im heiligen Quran versprochen, den wahren Weg zu zeigen und Menschen, die es verdient haben, ein reines Leben zu geben.
„Wer recht handelt, ob Mann oder Weib, und gläubig ist, dem werden Wir gewisslich ein reines Leben gewähren […].“ 16:97
„Wenn einer gottesfürchtig ist, schafft Allah ihm einen Ausweg“ 65:2
Der Vers 33:33 befindet sich zwischen Versen, die über die Frauen des Propheten handeln. Deshalb sehen auch viele Sunniten die Frauen von Rasulallah (s) als Mitglieder der Ahl-ul-Bayt (a). Aber der Satz bezüglich der Ahl-ul-Bayt (a) unterscheidet sich von den Sätzen davor und danach. Die Sätze davor und danach benutzen das Femininum (das grammatikalisch weibliche Geschlecht). Sie beziehen sich also eindeutig auf die Frauen des Propheten (s). Im Gegensatz dazu wird, im Satz, wo von der Reinheit der Ahl-ul-Bayt (a) die Rede ist, das Maskulinum (das grammatikalisch männliche Geschlecht) benutzt. Das ist ein eindeutiger Beweis, dass der Quran an dieser Stelle andere meint, als die Frauen des Propheten (s), sonst würde sich das grammatikalische Geschlecht nicht ändern.
Wer den Quran gut kennt, weiß dass es sich hier nicht um eine Kleinigkeit handelt. Wir lesen z.B. in Vers: "
O Yusuf, wende dich ab von dieser Sache, und du (Frau von Aziz), bitte um Vergebung für deine Sünde. Denn gewiss, du gehörst zu den Schuldigen."
Im obigen Vers, wird „Frau von Aziz” nicht erwähnt und es sieht so aus als würde sich alles an Joseph (a) richten. Aber der Wechsel vom Maskulinum zum Femininum zeigt, dass es sich auf Aziz´s Frau bezieht und nicht auf den Propheten Joseph (a). Hier muss beachtet werden, dass beide grammatikalischen Geschlechter in einem Satz vorkommen. Dazu sollte man sich auch die Verse davor ansehen, wo auch immer wieder das Geschlecht gewechselt wird.
In der arabischen Sprache, wird das Femininum benutzt, wenn eine Gruppe von Frauen gemeint ist. Wenn aber unter dieser Gruppe nur ein einziger Mann ist, wird das Maskulinum verwendet. Es ist also sehr klar, dass Allah im letzten Abschnitt des Verses 33:33 nicht die Frauen des Propheten (s) meint, sondern eine andere Gruppe von Personen. Diese andere Gruppe besteht auch aus männlichen Mitgliedern, da das Maskulinum benutzt wird.
Authentische Überlieferungen
Es ist sehr interessant zu sehen, dass Sahih Muslim und Sahih al-Tirmizi, wie viele andere die shiitische Sicht, wie sie oben dargestellt wurde erklären. In Sahih Muslim findet sich ein Kapitel mit dem Namen „Kapitel über die Tugenden der Gefährten“. Innerhalb dieses Kapitels, findet sich ein Abschnitt mit dem Titel „Abschnitt/Kapitel über die Tugenden der Ahl-ul-Bayt des Propheten“. In diesem kleinen Kapitel, gibt es nur EINE EINZIGE Überlieferung. Der Hadith ist als „Hadith al-Kisa“ bekannt und lautet:
Erzählt von Aisha: „Eines Tages kam der Prophet am Nachmittag raus und trug einen schwarzen Umhang (langer Mantel). Dann kam al-Hassan ibn Ali und der Prophet nahm ihn unter die Decke, dann kam al-Hussain und trat ebenfalls darunter, dann kam Fatima und auch sie sollte unter den langen Umhang, dann kam Ali und der Prophet schickte ihn unter seinen Mantel. Dann sprach der Prophet: „
Allah will nur jegliches Übel von euch verschwinden lassen, ihr Leute des Hauses, und euch stets in vollkommener Weise rein halten.“
Wenn Sahih Muslim der Ansicht war, dass die Frauen des Propheten (s) auch zur Ahl-ul-Bayt (a) (Leute des Hauses) gehören, wieso hat er dieses kleine Kapitel mit nur einem Hadith geschmückt? Er hätte doch weitere Tugenden von den Frauen des Propheten in diesem Kapitel erwähnen können. Es ist interessant, dass Aisha diese Überlieferung bestätigt und bezeugt, dass zur Ahl-ul-Bayt Imam Ali, Fatimah, al-Hassan, und al-Hussain gehören. Dieselbe Überlieferung finden wir auch bei Sahih al-Tirmizi. Umar Ibn Abi Salama, der Sohn von Um Salama (einer der Frauen des Propheten), erzählt folgendes: „Der Vers „
Allah will nur … (33:33)“ wurde dem Propheten im Haus von Um Salama offenbart. Der Prophet umhüllte Fatimah, al-Hasan, al-Husain und Ali, der hinter ihm stand, mit seinem Umhang. Dann sprach er: „
O Allah! Das sind die Leute meines Hauses (Ahl-ul-Bayt). Allah will euch von jeder Unreinheit bewahren und euch vollkommen rein halten.“ Um Salama (die Frau des Propheten) fragte dann den Propheten: „Gehöre ich auch dazu, Rasulallah?“ Der Prophet antwortet darauf: „Du verbleib in deine Stellung/Position und bewege dich auf ein gutes Ende zu.“
Auch al-Tirmizi berichtet, dass Ali, Fatimah, al-Hassan, und al-Hussain zur Ahl-ul-Bayt gehören und der letzte Satz von Vers 33:33 an sie gerichtet ist und nicht an die Frauen des Propheten. Hier schließt der Prophet sogar selber seine Frauen, von der Ahl-ul-Bayt aus. Wenn Um Salama dazu gehört, wieso durfte sie dann nicht unter den Umhang? Wieso sagte der Prophet, sie hätte ihre Position und solle dabei bleiben? Der Prophet sagte auch: „Das sind DIE Leute meines Hauses“ Wieso sagte er nicht: „Das sind AUCH Leute meines Hauses“ ???
Bei al-Hakim heißt es: Um Salama fragte den Propheten: „O Rasulallah! Ich gehöre nicht zu den Mitgliedern deiner Familie? Der Prophet erwiderte: „
Du hast eine gute Zukunft, doch nur sie gehören zählen zu den Mitgliedern meiner Familie. O Allah! Die Mitglieder meiner Familie sind verdienstvoller.“
Al-Suyuti und Ibn al-Athir überliefern folgende Worte: Um Salama fragte den Propheten: „Gehöre ich auch dazu?“ Er (s) sagte: „
Nein. Du hast deine eigene Stellung und deine Zukunft ist gut.“
Tabari überliefert von Um Salama die Worte: Ich sagte: „O Gesandter Allahs! Ich gehöre nicht zur Ahl-ul-Bayt?“
Ich schwöre bei Allah, dass der Prophet NEIN sagte und sprach: „Du wirst eine gute Zukunft haben“.
Hier ist eine weitere authentische Überlieferung von Hadith al-Kisa. Ja'far Ibn Abi Talib berichtet: „Der Gesandte Allahs merkte das er bald eine gesegnete Nachricht von Allah erhalten wird und rief zu Safiyya (einer seiner Frauen): „Ruf sie! Ruf sie!“ Safiyya fragte: „Wen soll ich rufen, Rasulallah?“ Er sprach: „Ruf für mich meine Ahl-ul-Bayt - Ali Fatimah, al-Hassan, und al-Hussain.” So riefen wir nach ihnen und sie kamen. Dann breitete der Prophet seinen Unhang/Mantel über sie aus, streckte seine Hand zum Himmel und sagte: „O Allah! Das ist meine Familie (aalee). So segne Muhammad und die Familie (aal) von Muhammad.“ Und Allah offenbarte ihm folgenden Vers: „
Allah will nur jegliches Übel von euch verschwinden lassen, ihr Leute des Hauses, und euch stets in vollkommener Weise rein halten.“
Der Prophet erklärte seinen Frauen Aisha, Um Salama und Safiyya, wer zu seiner Ahl-ul-Bayt gehört. Die Überlieferungen beweisen, dass zu den Leuten des Hauses nur fünf Personen gehörten: Prophet Muhammad, Fatima Zahra, Imam Ali, Imam Hassan und Imam Hussain. Ibn Hajar al-Haythami bezeugt, wie die Mehrheit der sunnitischen Quran-Kommentatoren, dass sich der letzte Satz im Vers 33:33 auf Ali, Fatimah, al-Hassan, and al-Hussain bezieht. Als Grund gibt al-Haythami den Wechsel von Femininum zum Maskulinum an.
Sunnitische Referenz zu Hadith al-Kisa:
- Sahih Muslim, Chapter of virtues of companions, section of the virtues of the Ahlul-Bayt of the Prophet (PBUH&HF), 1980 Edition Pub. in Saudi Arabia, Arabic version, v4, p1883, Tradition #61.
- Sahih al-Tirmidhi, v5, pp 351,663
- al-Mustadrak, by al-Hakim, v2, p416
- Usdul Ghabah, by Ibn al-Athir, v2, p289
- Tafsir al-Durr al-Manthoor, by al-Suyuti, v5, p198
- Tafsir al-Tabari, v22, p7 under the commentary of verse 33:33
- Musnad Ahmad Ibn Hanbal, v6, pp 323,292,298; v1, pp 330-331; v3, p252; v4, p107 from Abu Sa'id al-Khudri
- Fadha'il al-Sahaba, by Ahmad Ibn Hanbal, v2, p578, Tradition #978
- al-Khasa'is, by an-Nisa'i, pp 4,8
- al-Sunan, by al-Bayhaqi, narrated from Aisha and Umm Salama
- Tafsir al-Kabir, by al-Bukhari (the author of Sahih), v1, part 2, p69
- Tafsir al-Kabir, by Fakhr al-Razi, v2, p700 (Istanbul), from Aisha
- Tafsir al-Durr al-Manthoor, by al-Suyuti, v5, pp 198,605 from Aisha and Umm Salama
- Tafsir Ibn Jarir al-Tabari, v22, pp 5-8 (from Aisha and Abu Sa'id al-Khudri), pp 6,8 (from Ibn Abi Salama) (10 traditions)
- Tafsir al-Qurtubi, under the commentary of verse 33:33 from Umm Salama
- Tafsir Ibn Kathir, v3, p485 (Complete version) from Aisha and Umar Ibn Abi Salama
- Usdul Ghabah, by Ibn al-Athir, v2, p12; v4, p79 narrated from Ibn Abi Salama
- Sawa'iq al-Muhriqah, by Ibn Hajar al-Haythami, Ch. 11, sec. 1, p221 from Umm Salama
- Tarikh, by al-Khateeb Baghdadi, v10, narrated from Ibn Abi Salama
- Tafsir al-Kashshaf, by al-Zamakhshari, v1, p193 narrated from Aisha
- Mushkil al-Athar, by al-Tahawi, v1, pp 332-336 (seven traditions)
- Dhakha'ir al-Uqba, by Muhibb al-Tabari, pp21-26, from Abu Sa'id Khudri
- Majma' al-Zawa'id, by al-Haythami, v9, p166 (by several transmitters)
- Talkhis of al-Mustadrak, by al-Dhahabi, v3, p148
- Usdul Ghabah, by Ibn al-Athir, v3, p33
- […]