Die Verbreitung der islamischen Lehre

  Mit dem Beginn der Offenbarung hatte Prophet Muhammad (s.) den göttlichen Auftrag erhalten, alle Menschen zum Islam und der Anbetung des Einzigen Gottes aufzurufen. Er war beauftragt, gegen Unglauben, Götzentum und Abgötterei sowie gegen ausschließlich materielles Denken und Handeln zu kämpfen, die Notleidenden und Unterdrückten zu unterstützen und sie aus ihrer Unterdrückung zu befreien. Hz. Muhammad (s.) wußte von Anfang an über seine Aufgabe Bescheid. Er wußte auch, dass auf diesem Weg viele Schwierigkeiten und Probleme auf ihn warteten und dass er es nicht leicht haben werde, diese ihm von Allah aufgetragene Verantwortung gut zu erfüllen.   Er erkannte, dass jedes übereilte Vorgehen seine Einladung zu dem Einzigen Gott zerstören würde. So begann er sein Werk mit Geduld, Weitblick und der erforderlichen Vorsicht. Er führte seinen Auftrag stufenweise durch.   Die 1. Etappe seiner Einladung zum Islam   Die ersten, die Hz. Muhammad (s.) zum Islam einlud, waren seine Ehefrau Chadidscha und sein Vetter Ali, der gerade 12 Jahre alt war. Sie versprachen ihm, ihn in seiner großen göttlichen Sendung zu unterstützen und er konnte sich auf seine ersten beiden Anhänger völlig verlassen. So wurde sein Haus der erste Stützpunkt seiner Bewegung , also das erste islamische Zentrum. Mit ihnen beiden verrichtete der Prophet die ersten Gemeinschaftsgebete, bisweilen in seinem Haus, bisweilen in einem Winkel der Heiligen Moschee.   Einige Zeit darauf wandte sich Zayd, ein freigelassener Sklave im Haus des Propheten, dem Islam zu. Obwohl er als freier Mann zu seinen Eltern hätte zurückkehren können, zog er es vor, im Haus des Propheten zu bleiben.   Nun begann der Prophet jeden, der dazu bereit und aufgeschlossen war, über Allah (t. a.) und Islam aufzuklären, aber geheim und in aller Verschwiegenheit. Er trug ihm Verse aus dem heiligen Qur’an vor, erkläre sie ihm und lud ihn zum Islam ein. Manchmal geschah das in der Stille der Moschee, manchmal neben den Hügeln von Marwah und Safa, oder aber im Haus des Propheten selbst. Auch die neuen Muslime taten ihren Glauben nicht in aller Öffentlichkeit kund, und sie verrichteten das Gebet im Verborgenen. Im Verlauf von drei Jahren gelang es dem Propheten seine Anhängerschar auf 40 opferfreudige, standfeste und willensstarke Muslime anwachsen zu lassen und diese auszubilden.   Am Ende des dritten Jahres änderte sich die Situation jedoch schlagartig. Ein paar Götzenanbeter entdeckten einige Muslime in den Bergen, wie sie mit Gebet und Gotteslobpreisung beschäftigt waren. Die Götzendiener waren empört und fingen laut an zu schreien, zu fluchen und zu drohen. Es kam zu einem Handgemenge mit den Muslimen. Die Muschrikin kehrten nach Mekka zurück und berichteten, was sie gesehen hatten. Nun wußten alle Bescheid und begriffen, dass die Einladung des Propheten zum Einen Gott nicht ohne Wirkung geblieben war. Dem Islam war es in diesen drei Jahren gelungen, in Mekka, der Metropole des arabischen Götzendienstes, Wurzeln zu schlagen, und es sollte nicht mehr gelingen, ihn zum Verstummen zu bringen.   Die 2. Phase der Einladung zum Islam   "Wahrlich! Gott hat den Gläubigen Huld erwiesen, indem er aus ihrer Mitte einen Gesandten erweckte, der ihnen Seine Zeichen (Ayat) vorträgt, sie reinigt und sie das Buch und die Weisheit lehrt, wo sie doch in offenkundigem Irrtum waren." (Sure 3, Al Imran, 164)   Allah gab nun dem Propheten zu verstehen, dass es an der Zeit wäre, den Islam nicht mehr nur im Geheimen, sondern auch in der Öffentlichkeit zu verkünden.   Die Einladung der Verwandten und guten Freunde   Zunächst lud Muhammad (s.) seine Verwandten und Freunde zu einem Essen ein. Nachdem alle gegessen und getrunken hatten, begann Muhammad (s.) über Allah, den Barmherzigen und Gerechten und über die islamische Lehre zu sprechen. Doch plötzlich wurde er von seinem Onkel Abu Lahab unterbrochen. Dieser liebte es, selbst im Mittelpunkt zu stehen. Auf gemeine Art widersprach er seinem Neffen ständig und störte die ganze Versammlung , bis die Leute schließlich anfingen zu gehen. So war es dem Propheten nicht mehr möglich, alles zu sagen, was er vorhatte. Doch ließ er sich durch dieses Ereignis von seinem Vorhaben nicht abbringen.   Er lud seine Verwandten ein zweites Mal zu einem Essen ein. Als die Gelegenheit günstig war, sagte er: "Allah hat mir anbefohlen, euch Seine Botschaft zu überbringen. Wer will mir dabei helfen und mein Bruder, Beistand und Stellvertreter sein?" Die Frage kam für die Anwesenden ziemlich unerwartet. Sollten sie einer neuen Lehre, Islam genannt, folgen, die noch fast völlig unbekannt für sie war? Und sollten sie jemand folgen, der nicht einmal das Oberhaupt der Qureisch war?   Die eingetretene Stille wurde plötzlich unterbrochen von der Stimme des jungen Ali: "O Prophet Gottes. Ich will dein Helfer sein und den bekämpfen, der dich bekämpft." Die Anwesenden waren erstaunt und schmunzelten, denn sie konnten die Aussagen eines Jungen nicht ernst nehmen. Doch Muhammad (s.) hat in Anwesenheit aller, auch Abu Talibs, eines Führers der Qureisch, dessen Sohn Ali als seinen Wesir und Stellvertreter bekanntgegeben. Abu Talib erhob dagegen keine Einspruch. Unterstützte er selbst bereits Muhammad?   Die dritte Etappe der Einladung zum Islam   Nun war der Augenblick gekommen, da der Prophet öffentlich zum Islam und dem Einzigen Gott aufrufen sollte. Er teilten den Menschen mit, dass er von Gott beauftragt sei, sich um die Rechtleitung der Menschen zu kümmern. Es kam von Gott das Gebot:   "Muhammad! Das, was Wir dir geboten, sage nun in aller Öffentlichkeit. Sage, was recht und was unrecht ist. Und fürchte dich nicht vor den Götzenanbetern und deren Spott, denn wir werden sie bestrafen."   Muhammad (s.) eilte zum Hügel Safa, denn wichtige Nachrichten teilte er gewöhnlich dort mit. Er erinnerte an seine Aufrichtigkeit und Glaubwürdigkeit und sagte mit fester und überzeugter Stimme:   "Leute! Ich bin der Gesandte Gottes und von Gott zu euch und allen Menschen geschickt worden. Wisset, dass der Tod nicht das Ende des Lebens ist! Wie ihr einschlaft und wieder aufwacht, so werdet ihr sterben und wieder zu neuem Leben erwachen.   Am Tag der Auferstehung werdet ihr zur Abrechnung gerufen werden und erscheinen. All eure Worte und alle euer Tun werden dann geprüft und bewertet werden. Für gute Ware werdet ihr belohnt und für schlechte bestraft. Leute, ich bringe euch ein ausgezeichnetes Programm und damit das Glück dieser Welt und der jenseitigen.   Sprecht: ‘Es gibt keinen Gott außer dem Einzigen!’ auf dass ihr errettet seiet! Betet einzig und allein Gott - Allah - an! Und - gestärkt durch den Glauben - vereint Araber und Nichtaraber unter dem Banner des Tauhid."   In dieser Phase seiner Mission betonte Hz Muhammad wesentlich die Notwendigkeit des Ein-Gott-Bekennens und die Anbetung des Einzigen Gottes, weniger die totale Verneinung der Götzen. Das beruhigte die Götzendiener und beschwichtigte sie in ihrem Zorn gegen Muhammad. Sie dachten, Muhammads Lehre hätte keinen so großen Einfluß auf die Leute und sie könnte der Lehre ihrer Väter nicht schaden. Sie stellten sich auch vor, sie könnten bei ihrem Glauben und Muhammad sowie seine Anhänger bei ihrem bleiben. Deshalb ließen sie Muhammad aus Respekt gegenüber der Würde und Persönlichkeit Abu Talibs in dieser Phase noch in Ruhe.     Die 4. Etappe der Einladung zum Islam   Die Offenbarung folgender Sure leitete die 4. Etappe der Verkündigung des Islams ein:   "So tue denn offen kund, was dir geboten war. Und wende dich ab von den Götzendienern! Wir werden dir gewiss genügen gegen die Lästerer!" (Sure 15 (Hidschra), 95)   Nun begann der Prophet in aller Offenheit Götzen und Götzendienst zu kritisieren und er klärte die Bevölkerung von Mekka auf über die Machenschaften und Absichten der ‘Großen’ und Verantwortlichen des Götzenkultes. Er erklärte ihnen die Unsinnigkeit des Götzenkultes und machte ihnen den Unterschied zwischen Recht und Unrecht deutlich. Die Menschen konnten nun endlich die Ursache für ihr Leid und Elend erkennen, dass sie nämlich von den Drahtziehern des Götzendienstes um ihre menschenwürdige Existenz betrogen wurden. Die Aufklärung der Menschen und die Botschaft des Einzigen Gottes ließ die Zahl der Muslime immer mehr ansteigen, und der Einfluss des Islams wurde immer größer.   Die "Großen" des Götzendienstes erkannten die Gefahr, die auf sie zukam, dass nämlich Muhammad die ganze Gesellschaft umkrempeln werde. Sie wollten ihren Reichtum und ihre Macht behalten und ihren selbstgefälligen Lebenswandel nicht aufgeben. Sie fürchteten, dass sich die unterdrückten Sklaven der Lehre Muhammads anschließen und nicht mehr bereit sein würden zu gehorchen. Sie mussten also Muhammad dazu bewegen zu verzichten, seine Lehre weiterhin in der Öffentlichkeit zu verbreiten.   Zunächst versuchten sie es mit Gesprächen und Kompromissen. Sie wandten sich an Abu Talib und forderten ihn auf seinen Neffen einzuwirken, er solle aufhören, weiterhin gegen ihre Götzen und ihren Götzenkult vorzugehen. Daraufhin antwortete Hz. Muhammad:   "Lieber Onkel! Das Unglück dieses Volkes hat seine Ursache im Götzendienst. Und die Großen der Götzenlehre begehen - im Gewande des Götzendienstes - Unrecht und Verbrechen an den Menschen und treten deren Rechte mit Füßen."   Nun versuchten die Götzendiener, den Propheten mit Geld, Reichtum und Macht zu bestechen, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Wieder gingen sie zu Abu Talib und unterbreiteten ihm ihre Vorschläge. Hz. Muhammad (s.) antwortete ihm:   "Und wenn man mir die strahlende Sonne in die Rechte und den leuchtenden Mond in die Linke gäbe, so würde ich dennoch nicht diesen göttlichen Auftrag unerfüllt lassen. Ich werde weitermachen, bis mir Gelingen beschert sein wird oder aber Tod und Schahadah mich ereilen.! Sage ihnen, dass sie statt all ihrer Vorschläge nur ein Wort sagen: ‘Es gibt keinen Gott außer dem Einzigen’ auf dass sie errettet sein mögen."   Als die Götzendiener sahen, dass sie auch mit ihren Geld- und Machtversprechungen nichts ausrichteten, beschlossen sie, Hz. Muhammad zu töten. Sie schlugen Abu Talib vor , sich einen anderen jungen Mann anstelle von Muhammad als Sohn zu nehmen, damit sie Muhammad töten könnten. Abu Talib war entsetzt und empört über ihre Unverschämtheit und Schamlosigkeit und stand weiterhin voll und ganz zu seinem Neffen. Hz. Muhammad (s.) lehnte jeglichen Kompromiss mit den Muschrikin ab. Der Glaube an den Einen Gott zog immer mehr Menschen in ihren Bann. Bald standen sich zwei Gruppen gegenüber: die Muslime und die Qureisch, die den Propheten als Lügner bezeichneten. Die Gegner der Muslime griffen zum letzten Mittel, nämlich zur Gewalt. Hinterhältig wurde den Muslimen aufgelauert, die Anhänger Muhammads wurden eingesperrt und oft sogar grausam gequält, obwohl sie niemandem etwas Böses getan hatten. Es war eine sehr schwere Zeit für Muhammad und seine treuen Gefährten. Trotzdem hielten sie zusammen und ertrugen die Verfolgung standhaft. Sie waren überzeugt, Gott würde ihnen beistehen.     Der Prophet und die Mustasafin (die Unterdrückten)   Damit ihr besser versteht, warum der Prophet und seine Anhänger in Mekka von den großen Götzendienern beleidigt, beschimpft, verletzt, gequält und sogar getötet wurden, mache ich einen Sprung in die Zeit des Propheten in Medina, um euch zu zeigen, wie Hz. Muhammad (s.a.s.) dort gelebt hat.   Neben der Moschee des Propheten stand eine einfache Hütte aus Lehm und Palmwedeln, die "Suffah" hieß. Dort wohnten Arme von Medina, die keine Unterkunft hatten. Prophet Muhammad (s.a.s.) war eng befreundet mit ihnen. Er besuchte sie und brachte ihnen oft Nahrungsmittel. Er lud sie auch zu ihnen ein und bewirtete sie mit großer Zuvorkommenheit. Die Armen umringten ihn, vertrauten sich ihm an und lauschten seinen Worten über die göttlichen Gebote und den heiligen Koran.   Einige der Bewohner Medinas waren jedoch unzufrieden mit dem Verhalten de Propheten und protestierten dagegen. Sie meinten, es schade dem Ansehen des Propheten, wen er sich so eng mit den Armen zusammenschließe, ja sie sogar zu sich nach Hause einlade. Die Reichen Mekkas würden sich vom Propheten fernhalten, denn es wäre eine Mißachtung ihrer Würde und Stellung, wenn sie sich neben diese Armen setzen müßten, um dem Propheten zuzuhören. Und der Prophet könne nur mit ihrer Macht und ihrem Einfluß dem Islam zu mehr Macht und Einfluß verhelfen!   Diese Menschen bedachten jedoch nicht, daß der göttliche Auftrag des Propheten unter anderem dem Ziel galt, diesen irrigen Wertvorstellungen ein Ende zu bereiten........   Hz. Muhammad (s.a.s.) sollte durch seine Worte und sein Verhalten neue Werte setzten. Er sagte, daß Adel und Würde eines Menschen in engem Zusammenhang stehe mit dessen Taqwa ( d.i. auf den Glauben gestütztes gutes Verhalten) und dessen Glauben an Gott. Und im Islam gelten jene als edel und ehrenwert, die tugendhaft und gottesfürchtig sind und an Gott und die Worte des heiligen Propheten glauben.   Salman Farsi   Einer der Bedürftigen, der tief und fest an Gott und dessen Propheten glaubte, war Salman Farsi. Er war sehr arm und besaß fast nichts. Sein wollener Aba war geflickt, sein Gesicht sonnenverbrannt und seine Hände von harter Arbeit gezeichnet. Der Prophet lobte ihn wegen seiner Tugend und Gottesfurcht und betrachtete ihn als Mitglied seines Hauses. Eines Tages beschwerte sich ein einflußreicher Mekkaner beim Propheten über die häufige Anwesenheit Salman Farsis in seinem Haus. Der Prophet antwortete ihm daraufhin folgendes:"   "Kein Mensch hat vor dem anderen irgendwelche Privilegien oder mehr Ehre und höheren Rang. Araber und Nichtaraber, Schwarze und Weiße - alle sind sie Geschöpfe Gottes und Nachkommen Adams.   Vorzug und Würde eines Menschen haben allein mit dessen Tugend und Gottesfurcht - mit dessen Taqwa - zu tun."   Gottesfurcht und Tugend waren also dem Propheten ausschlaggebend für seine Freundschaft oder Feindschaft mit jemandem. Er war herzlich und freundlich zu den Gottesfürchtigen und Tugendhaften, auch wenn sie noch so arm und bedürftig waren. Den Hochmütigen und Arroganten war er ein Feind, auch wenn sie noch so reich und mächtig waren.