Wahrheit und Toleranz in den Religionen (Teil 2)
Wahrheit und Toleranz in den Religionen (Teil 2)
Author :
Dr. Mohammad Razavi Rad
0 Vote
70 View
Religion und Aggressivität Der Gott der Religionen ist ein verzeihender Gott, ein Gott der Vergebung und Toleranz. Deshalb ruft Er niemals eine mitleidlose und intolerante Religion ins Leben. An dieser Stelle möchte ich gerne eine erbauliche Erzählung aus dem Buch “Bustane Sa’di” wiedergeben: Es wird berichtet, dass der Prophet Abraham pflegte, sich nicht zu Tisch zu begeben, solange nicht ein Gast mit ihm war; denn er war ein gastfreundlicher Mensch. Eine Woche lang kam kein Gast zu Besuch. Als er dann hinaustrat, um jemanden zum Essen einzuladen, erblickte er einen alten Mann, den er sogleich einlud: O du meiner Augen Pupille, vollbringe deine gute Tat durch Spende. Abraham fiel auf, dass der alte Mann nicht “Im Namen Gottes” sagte, als er zu essen begann, und sagte zu ihm: Ist es nicht Pflicht, wenn du isst, Des gütigen Gottes Namen zu nennen? Der alte Mann erwiderte, dass er in seiner Religion so etwas nicht kenne, und als Abraham erkannte, dass der Mann kein Monotheist war, forderte er ihn auf zu gehen. Da erklang eine himmlische Stimme, die sprach: “O Abraham! Hundert Jahre haben Wir ihn versorgt; Warum konntest du ihn nicht erdulden und vertriebst ihn von deinem Esstisch?” Er wirft doch sich nieder vor dem Feuer; Warum ziehst du deine Hand davor zurück? Die Toleranz hat aus Sicht der Religionen ihren Ursprung in den begrenzten Fähigkeiten des Menschen und besitzt Höhen und Tiefen, denen ein Mensch, dessen Kenntnisse begrenzt sind, im Verlauf seines Vervollkommnungsprozesses nicht entrinnen kann. Aus diesem Grund stellt die Toleranz in den Religionen eine maßgebliche moralische Notwendigkeit dar. Die Religion besitzt neben flexiblen Normen auch unveränderbare Werte, die kein Entgegenkommen akzeptieren. Stattdessen beinhaltet Entgegenkommen keineswegs die Bedeutung von Rücksichtslosigkeit, Intoleranz oder die Benachrichtigung der Anderen von deren Zulässigkeit. Alle Menschen sind frei, sogar über die religiösen Normen nachzudenken, und falls sie diese als rechtmäßig und logisch erachten, mögen sie diese auch annehmen. Arten von Pessimismus und Optimismus, die geeignet sind, Ansätze für Rücksichtslosigkeit und Unduldsamkeit zu sein, haben keinen Platz im Wortschatz der Religionen. Wenn irgendein Religionsanhänger von solch einem Verhalten beeinträchtigt ist, hat er von der Religion gewiss nicht viel verstanden, sondern wird entweder unkundig bleiben ob seiner falschen Auffassung vom Glauben, oder gar Umstände außerhalb der Religion haben diese Krankheit bei ihm verursacht. Dem Mensch sind zueigen Milde und Lieb; Dem Tier sind zueigen Zorn und Trieb. (Masnawi, 1. Buch, Nr. 2436) Deshalb ist die Religion in ihrem Kern nicht aggressiv, obgleich spezielle Interpretationen von der Religion manch einen zu Aggressivität verleiten können. Das Christentum hat mit Aggressivität und Blutvergießen nichts zu tun aber waren denn die Kreuzritter keine Christen? Warum wandten sie dennoch Gewalt an? War nicht Buddha für Toleranz und Liebe berühmt? Hat es nie Buddhisten gegeben, die gegen Hinduisten gekämpft haben? Weshalb verhielten sie sich derartig? Ist nicht der Judaismus die tugendreichste Religion der Welt? Wie ist es da möglich, dass es Juden gibt, die ohne Blutvergießen nicht zufrieden sein können? Ist nicht der Islam die Religion der Barmherzigkeit, der Liebe und der Brüderlichkeit? Wie kann es dann sein, dass man in aller Welt Muslime findet, die sich an Streit und Gewaltanwendung gewöhnt haben? All dies verbirgt sich hinter den beiden erwähnten Faktoren. Entweder es handelt sich um eine falsche Interpretation der religiösen Werte oder um die Aufbürdung von Konflikten von Außen. Es besteht keinerlei Zweifel daran, dass eine aggressive Auslegung des Glaubens und seiner religiösen Normen gleich welche Absicht sie verfolgen mag niemals wieder eine konstituierende Kraft für die Religion bedeuten wird. In der komplizierten Welt von heute ist es, aufgrund von herzloser Propaganda, die die Entstellung des wirklichen Gesichtes der Religionen beabsichtigt, insbesondere das des Islams, schon so weit gekommen, dass die Namen der Religionen sogar stets mit Attributen wie “feindselig”, “rückständig”, “rachsüchtig” und “kaltblütig” erwähnt werden, auf dass sie im Gedächtnis der Menschen haften bleiben. Auf der anderen Seite werden überall dort, wo vom Westen die Rede ist, durch dieselbe unsachliche Propaganda Attribute wie “befreiend”, “qualifiziert”, “gesetzestreu”, “Verteidiger der Menschenrechte” und “Wiege der Demokratie und der Freiheit” verwendet, auf dass diese ebenfalls im Gedächtnis der Menschen haften bleiben. Stehen denn die Religionen nicht im Zusammenhang mit Kompromiss, Klarheit, Aufrichtigkeit, Wohlwollen, Liebe, Freiheit, Frieden, Geschwisterlichkeit und Menschenrechten? Hat denn der Westen ein direktes Verhältnis zu Dingen wie Aggressivität, Krieg, Übertreibung, Ausschweifung, Zensur, Intrigen, Tyrannei, Lügen und Diskriminierung? Treffen diese Vorurteile zu? Sind sie richtig und gerecht? Gehen sie mit den guten Manieren einher? Vertragen sie sich mit den primären und absoluten Prinzipien der Demokratie und des Pluralismus? Geht der Westen mit seinen eigenen bewaffneten Feinden etwa freundlich um? Verleiht er jenen, die seine Rechte missachten, einen Oscar? Schenkt er seine Liebe den Verbrechern und hat in seinem eigenen legalen System keine Strafgesetze, Gefängnisse, Züchtigung und Gefangenschaft? Wie ist es möglich, dass die meisten und vielfältigsten Gesichter der Aggressivität durch jene zutage gefördert werden, die selber im Westen Toleranz proklamieren, aber zur selben Zeit die Welt der Religionen, insbesondere den Islam, mit den schlimmsten Anschuldigungen angreifen? War es der Islam, der den amerikanischen Truppen den Befehl erteilte, sich in Kuba, am Golf von Aden, im Irak, in Afghanistan, in Somalia, am Golf von Mexiko und an anderen Orten in aller Welt zu stationieren? Die mangelnde Selbstüberwindung vonseiten des Westens ihren Kontrahenten gegenüber und deren Entscheiden zwischen dem Verzicht auf ihre eigenen Ansichten und dem Krieg ist eine neuzeitliche Erscheinungsform einer Aggressivität, die kein Künstler in Anbetracht ihrer Abscheulichkeit zu zeichnen vermag. Zu oft haben wir gehört, dass jemand sagt: “Wir werden zu jedem, der nicht für uns ist, nicht tolerant sein”. Leider pflegen jene zu sagen, dass “jeder, der nicht für uns ist, intolerant und ein Terrorist ist”. Die andere Seite und die Grundlage solcher Gedanken verrät eine absolut falsche Theorie, nämlich dass “sämtliche Tugenden, Richtigkeiten und Reinheiten in uns vereint sind, und sämtliche Verdorbenheiten, Falschheiten und Unreinheiten in den Gegnern”. Dieser endgültige Beschluss ist Brennholz für das Feuer der Feindschaft und Intoleranz. Die Erziehung von Menschen, die sich uneingeschränkt auf die Theorie des Relativismus berufen, ist ein unglückliches Unterfangen, das im Westen geschehen ist. Deshalb hat er die Menschen, mit dem Ziel seiner böswilligen Agitation, letztendlich in solche aufgeteilt, die Aggressivität verdienen (“Uneigene”), und solche, die der Toleranz würdig sind (“Eigene”). Einerseits begegnet er den “Uneigenen” meistens gläubigen Menschen mit Intoleranz, und andererseits betitelt er sie als Vertreter von Rückschrittlichkeit, Intoleranz, Gewalt und Terrorismus und ist permanent bemüht, der Welt der Religionen mit Ratschlägen und moralischen Belehrungen aufzuwarten. Er möchte diese “konservative”, “zweitklassige” und “unfortschrittliche” Gemeinde tatsächlich zu ethischen Tugenden wie Toleranz, Menschenrechten, Demokratie und Zivilisation einladen! Und er geht ernsthaft davon aus, dass diese politischen Reden in den Herzen und Gemütern der Weltöffentlichkeit Wirksamkeit zeigen werden. Intoleranz beginnt an jenem Punkt, wo Richtiges mit Falschem, Logik mit Nonsens und dieses und jenes wissentlich und vorsätzlich miteinander vermischt werden. Das Geheimnis der Intoleranz liegt auch in der Natur und im Wesen des offensichtlich Richtigen und offensichtlich Falschen und nicht bei den Menschen. Darum kann man zu den Menschen nicht sagen, sie sollten sich in Toleranz üben oder nicht. Wenn ich sagte, zwei und zwei seien zwar mathematisch gesehen vier, aber zwei Äpfel und zwei Äpfel ergäben fünf Äpfel, könnte ich von Ihnen nicht erwarten, mit mir konform zu gehen. In solch einem Fall wäre Toleranz weder eine Tugend noch zulässig noch möglich, zumal hierin ein wesentlicher und existenzieller Widerspruch liegt. Das Vorhandensein des einen widerspricht der Existenz des anderen. Sie besitzen eine essenzielle Intoleranz, doch es ist nicht, dass sie nicht wollten sie können nicht tolerant zueinander sein. Annähernd alle Religionen sind sich darin einig und beinhalten die unerlässliche Intoleranz des Guten gegenüber dem Bösen, so wie auch das Böse nicht tolerant mit dem Guten sein kann. Obgleich Intoleranz nicht unbedingt gleichbedeutend mit Aggressivität zu sein braucht. Sicher, wenn es jemandem gelänge, die Probleme zwischen dem Guten und dem Bösen und zwischen dem Richtigen und dem Falschen zu lösen und diese Begriffe dazu noch weltweit auszulöschen, dann würden wir sehen, wie sich das Licht mit der Finsternis und das Recht mit dem Unrecht versöhnen, und Intoleranz würde gänzlich von der Bildfläche verschwinden. Wahrscheinlich ist der Relativismus im Westen aus eben diesem Grund zustande gekommen, doch dies hat nicht nur nicht zur Beseitigung der Intoleranz im Westen geführt, sondern hat eine moderne Aggressivität zur Folge. Darum sehen wir heute wieder mehr Unduldsamkeit und Intoleranz bei den Vertretern des Relativismus gegenüber jenen, die sich für die Wahrheit einsetzen. Religionen, Krieg und Frieden Die Fundamente der Religionen beruhen auf der Ethik. Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Toleranz, Aufrichtigkeit, Respekt vor den Rechten der Mitmenschen, Enthaltung von der Erniedrigung anderer, Hochherzigkeit, Selbstlosigkeit und Tausende anderer moralischer Tugenden finden sich in den Schriften und authentischen Quellen der Religionen. Die Anhänger dieser Religionen lehren ihre Kinder von klein auf, ihre Feinde zu lieben, für die Gerechtigkeit selbst dann einzustehen, wenn es ihnen keinen Profit einbringt, und Nachsicht und Vergebung zu üben. Das Vorhandensein derartiger Lehren zeugt von einem enorm hohen Potenzial der Religionen für die Gründung einer von Frieden, Ruhe und Aufrichtigkeit erfüllten Gemeinschaft. Die Religionen sind die berufenen Hüter des Weltgewissens, des Weltethos, so sagt der Religionswissenschaftler Gustav Mensching. Die Arbeit erscheint zuweilen schwierig, wenn manche Leute mit ihren eigenen politisch, ökologisch, systematisch und kulturell unzutreffenden Vorstellungen den Anhängern der Religionen ihre religiöse Identität und die Wahrheit verwehren, an die sie glauben, um sie zu konfusen Elementen zu machen, die sich nach einer Alternative sehnen. Es scheint, dass jene, die jeden Tag mehr als zuvor den Krieg gegen die Religionen einfordern, nicht allzu sehr unwissend sind ob des hohen Potenzials der Religionen für die Zusammenarbeit und das Zusammenleben. In Wirklichkeit liegt die eigentliche Ursache für die Furcht dieser Leute vor dem Potenzial der Religionen darin, dass sie untereinander zu Gleichgesinnten und Freunden werden könnten. Es würde genügen, wenn die Anhänger der Religionen zu einer gemeinsamen Identität und Eintracht gelangten, ihre unvernünftige Vergangenheit hinter sich ließen, indem sie ihre unbedeutenden Streitigkeiten niederlegten, und verstünden, was Hafis meinte, als er sagte: Da sie der Wahrheit nicht fündig wurden, Schlugen sie drum den Weg der Märchen ein. In Wahrheit haben die einigende Lebensmitte der Religionen und die religiösen Lehren niemals zur Gewaltanwendung aufgefordert. Es handelt sich um eine verkehrte, kriegstreiberische und fanatische Interpretationen der Religion, die nichts als Streit heraufbeschwören und religiöse Menschen zu böswilligen Verhaltensweisen verleiten, die auf einem absurden Religionsverständnis basieren. Man darf zudem auch nicht vergessen, dass Differenzen eine natürliche Folge der Unterschiede in der menschlichen Spezies sind. Die Erwartung, dass alle so sein sollten wie man selbst, ist vollkommen unlogisch und nicht nachvollziehbar. Unter den Anhängern der Religionen gibt es Individuen, die wegen einer abwegigen Interpretation des Glaubens und aufgrund von Ungeduld mit der anderen Seite auf aggressive Mittel zurückgreifen, Mut zur Beseitigung der Opposition fassen und schriftstellerisch tätig werden. Dabei vergessen sie aber, dass, wenn dies eine richtige oder die einzige Methode wäre, sie dann für alle Menschen gültig und richtig wäre. Nur ist er nicht allein Ihr Kontrahent; Sie sind auch sein Kontrahent. Und falls er auch wie Sie zum Schwert der Vernichtung des Feindes greift, dann tritt er gewiss nicht unvorbereitet gegen Sie an. Man sollte sich damit abfinden, dass die Wahrheit nicht das gesetzlich anerkannte Eigentum jemandes ist und Differenzen unvermeidbar sind. Deshalb ist ein ungebührlicher Umgang mit den Unterschiedlichkeiten weder rational noch religiös gerechtfertigt. Die intellektuelle Welt verdankt dem Pluralismus die Verbannung von Schmierfinken und Störenfrieden aus der intellektuellen Literatur. Er hat ihr eine neue Rationalität, die das Kleid des Realismus mit Würde trägt, verliehen, ihn in die Lage versetzt, die Realität zu sehen, ihn vor törichter Gewaltanwendung bewahrt und ihm einen höheren und weiteren Horizont beschert, um die Wahrheiten klarer zu erkennen. Und würde der Mensch in der Zeit des Postmodernismus einen Blick auf seine ungeheuerliche Unwissenheit werfen, wäre er ob seines geringen Wissens niemals anmaßend geworden. Dies allein würde schon ausreichen, um Toleranz zu üben, also auf Aggressivität und Grobheit zu verzichten. Betrachteten wir den Ursprung der Toleranz in der Unvollständigkeit und Beschränktheit der menschlichen Errungenschaften in Wissenschaft und Forschung, so würden wir auf die große Weite des unerreichten Wissens starren und mit den üblichen Prahlereien aufhören, deren Wurzeln in voreiligem Urteilen und Unerfahrenheit liegen, und uns zu mehr Kreativität, Reife und gegenseitiger Anerkennung entwickeln. Ein wichtiger Punkt, auf den hingewiesen werden muss, ist der, dass die Religionen zwar jegliche Gewaltanwendung ablehnen, aber angesichts von Unterdrückung und Tyrannei keinesfalls tatenlos und schweigsam verbleiben. Aus eben diesem Grund muss zwischen Selbstverteidigung und Aggression unterschieden werden. Gewalt ist illegitim, aber Selbstverteidigung ist ein anerkanntes Recht des Menschen. Beweggründe für Aggression und Toleranz Es besteht kein Zweifel daran, dass die Gründe für Aggression und Toleranz in einer Kette von Faktoren liegen. Auf die wichtigsten davon wollen wir an dieser Stelle eingehen: Kenntnis. Kenntnis und Unkenntnis spielen eine wichtige Rolle bei der Wahl des Menschen zwischen Toleranz und Aggression. Je kenntnisreicher er ist, desto mehr Charaktergröße und Fähigkeit zu selbstbeherrschtem und tolerantem Verhalten hat er, und je unwissender er ist, desto mehr Straffälligkeit, Streitsucht, Aufschneiderei und Unhöflichkeit legt er zutage. Der Mensch wird zum Feind all dessen, was er nicht kennt, und bekämpft das, was er nicht versteht. Darum reicht es nicht aus, dass wir sagen, die schlimmste Form der Aggressivität sei jene, die gegen das Verstehen, Begreifen und Überlegen verübt wird. De facto spielt jeder, der an der Schaffung eines oder mehrerer Faktoren beteiligt ist, die bei der Entstehung von Unwissenheit und der Hinderung des Menschen oder des Volkes am Verstehen und Wissen wirksam sind, eine indirekte Rolle beim Entfachen blindwütiger Aggressionen. Rechthaberei und Eigensinn. Viele Menschen, wenngleich die Ungültigkeit ihrer Glaubensinhalte durch zahllose Beweise und Argumente belegt ist, werden nicht damit fertig, sich von ihrer tadelnswerten Vergangenheit zu trennen. Ihr Widerstand gegen die Wahrheit äußert sich in Form von Aggressivität. Andererseits nehmen aber auch Menschen die Wahrheit von Fremden an, wenn sie diese dort finden und werden so zu Vertretern von Toleranz. Absolutheitsanspruch. Für manche Menschen ist es schmerzlich und unangenehm, den Raum ihrer eigenen Meinung zu verlassen, und in eine Umgebung zu gelangen, die völlig anders ist und allen anderen ebenfalls Gelegenheit zum Denken und Erläutern gibt und dafür einen großzügigen Freiraum zur Verfügung stellt. Jemand, der seine Augen und Ohren vor dem Verstehen und Untersuchen der Sichtweise der Anderen verschließt, hindert die Menschen nicht nur daran, sich weiter zu entwickeln und materiell aufzusteigen, sondern auch eine realistische Spiritualität zu erlangen. Starrköpfigkeit und Fanatismus. Wenn wir von den aus Fanatismus entstandenen Unerfahrenheiten erlöst werden wollen, müssen wir in der Lage sein, uns selbst an den Punkt Null des Dialogs zu versetzen. An diesem Punkt verkörpern die beiden Dialogseiten weder die absolute Wahrheit noch den absoluten Irrtum. Am Punkt Null des Dialogs muss man sich ausschließlich auf das Gelangen zu den verborgenen und offenkundigen Fakten des jeweiligen Themas konzentrieren und nicht auf das entschiedene Widerlegen einer Sache. Vermögen und Reichtum (soziale Ungerechtigkeit). Die Geschichte des sozialen Lebens der Menschheit ist ein glaubwürdiger Zeuge der bitteren Wahrheit, dass die Menschen, wann immer sie an Vermögen und Reichtum gelangen, sich selbst vergessen und sich allmählich selbst für eine Art Gott halten, der über Besitz, Leben und Ehre der Anderen herrscht. Sie bekämpfen jeden Widerstand gegen ihre mühevoll erworbene Position gewaltsam oder bringen sie irgendwie anders zum Erliegen. Vermögen und Reichtum sind derart berauschend, dass manchmal sogar jene, die bei ihrem Einsatz für die Toleranz zu Wohlstand gelangt sind, alles um sich herum vergessen und recht charakterlose Verhaltensweisen zu Tage legen. Emotionalität und persönliche Inkompetenz. Emotionalität und persönliche Inkompetenz können Ansätze für jede Form von Aggressivität sein. Wer aber den heilsamen Geschmack von Toleranz und Entgegenkommen im individuellen und sozialen Leben kostet, kann die Faktoren und Wurzeln der Aggressivität beseitigen. Je schwächer der Mensch in diesem inneren Kampf ist, desto mehr verfängt er sich in der Falle der äußeren Aggressivität. Furcht. Furcht vor Veränderung, Furcht vor Gedanken und Wissen, Furcht vor dem Durchleben gegebener Umstände, Furcht vor Unterschiedlichkeit und Verschiedenheit, Furcht vor der Konfrontation mit allem, was neu ist, Furcht vor dem Entwerden und schließlich Furcht vor der eigenen Unfähigkeit und nicht vor den Fähigkeiten der Anderen verleitet die Menschen zur Aggressivität. Sigmund Freud (1856-1939), vertrat die Ansicht, dass “jede Aggression aus einer inneren Schwäche entsteht”. Emotionale Menschen suchen nach Extrovertierung, um anderen gegenüber mittels Aggression ihre Ängste zu unterdrücken, da sie nicht imstande sind, ihre inneren Ängste zu überwinden. Profitgier. Auch diese gehört zu den wundersamen Mythen und unbekannten und rätselhaften Dimensionen der Menschheit. Jemand, der über hochwertige, moderne und schöne Gedanken verfügt, aber all diesen Worten eine deutlich übertriebene Beachtung schenkt, beginnt bald, nach eigenem Profit zu streben. Dann lernen Sie schon bald einen anderen Menschen kennen und entdecken an ihm ein gänzlich verändertes Denk und Verhaltensmuster. Strenge, Härte und der Gipfel der Erbarmungslosigkeit. Warum? Weil sein eigener Profit in Gefahr geraten ist. ...
Related Titles
Zeitschrift für die Religionslehre des Islam (ZRLI), Heft 13
Zeitschrift für die Religionslehre des Islam (ZRLI), Heft 12
Zeitschrift für die Religionslehre des Islam (ZRLI), Heft 11
Zeitschrift für die Religionslehre des Islam (ZRLI), Heft 10
Zeitschrift für die Religionslehre des Islam (ZRLI), Heft 9
Zeitschrift für die Religionslehre des Islam (ZRLI), Heft 8
Zeitschrift für die Religionslehre des Islam (ZRLI), Heft 7