Muhammad, der Prophet des Islam - erstes Kapitel

  Die Anfänge   Muhammad wurde in der arabischen Wüste – den muslimischen Geschichtsschreibern nach – am 20. April 571 geboren.   Der Name bedeutet „hochgepriesen“. Für mich ist er der größte unter allen Söhnen Arabiens. Er steht so viel höher als all die Poeten und Könige, die ihm in dieser undurchdringlichen Wüste roten Sandes vorangingen und ihm folgten.   Als er erschien, war Arabien eine Wüste, ein Nichts. Aus diesem Nichts der Wüste wurde durch den mächtigen Geist Muhammads eine neue Welt gestaltet, ein neues Leben, eine neue Kultur, eine neue Zivilisation, ein neues Herrschaftsgebiet, das sich von Marokko bis nach Indien ausbreitete und das Denken und Leben von drei Kontinenten, Asien, Afrika und Europa, beeinflusste.     Das Bedürfnis nach Verständnis   Bei dem Gedanken, über den Propheten Muhammad zu schreiben, zögerte ich ein wenig, denn über eine Religion zu schreiben, zu der man sich nicht bekennt, ist eine sehr delikate Angelegenheit, zumal es viele Personen gibt, die unterschiedliche Religionen ausüben, aber verschiedenen Denkschulen angehören, sogar innerhalb ein- und derselben Religion. Obwohl man manchmal behauptet, dass Religion gänzlich etwas Persönliches ist, kann nicht geleugnet werden, dass sie eine Tendenz hat, das ganze Universum, sowohl das sichtbare als auch das unsichtbare, zu umfassen. Irgendwie durchdringt sie immer wieder unsere Herzen, unsere Seelen, unser Denken, die Bewussten, Unterbewussten, Unbewussten etc. Teile unser Selbst. Das Problem nimmt überwältigende Bedeutung an, wenn man der tiefen Überzeugung ist, dass unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft an diesem zarten, feinen, weichen seidenen Faden hängen. Wenn es uns gelingt, uns noch sensibler dafür zu machen, scheint der Schwerpunkt wahrscheinlich in einem Stadium extremer Spannung zu sein. Von diesem Blickpunkt aus betrachtet, ist es besser, je weniger über eine andere Religion gesagt wird. Lasst unsere Religionen im Tiefen verborgen und eingeschlossen sein in die geheimen Winkel unserer innersten Herzen, gefestigt durch die ungebrochenen Siegel unserer Lippen.   Der Mensch ist für das Zusammenleben geschaffen   Es gibt aber einen anderen Aspekt dieses Problems. Der Mensch lebt in der Gemeinschaft. Unsere Leben sind verbunden mit dem Leben so vieler Anderer, gewollt oder ungewollt, direkt oder indirekt. Wir essen Lebensmittel, die auf demselben Boden gewachsen sind, wir trinken Wasser von derselben Quelle, atmen die Luft aus derselben Atmosphäre. Selbst wenn wir an unseren Standpunkten festhalten, wäre es hilfreich und wenn es nur dem Zweck dient, zu einem positiven Umgang mit der uns umgebenden Welt zu finden, wenn wir bis zu einem bestimmten Grad wissen, wie unsere Nachbarn denken und welches die treibenden Kräfte ihrer Handlungsweisen sind. Von diesem Blickwinkel aus betrachtet, wäre es höchst wünschenswert, zu versuchen, alle Religionen dieser Welt zu kennen, mit der richtigen Geisteshaltung, um beidseitiges Verständnis und bessere Akzeptanz unserer Nachbarschaft zu fördern –unverzüglich und unmittelbar.   Außerdem sind unsere Gedanken nicht so weit gestreut, wie sie, oberflächlich betrachtet, erscheinen mögen. Sie haben sich um ein paar Kerne in Form von großen Weltreligionen und lebendigen Glaubensvorstellungen kristallisiert, die das Leben von Millionen Bewohnern dieser Erde bestimmen und motivieren. In diesem Sinn ist es also unsere Pflicht, wenn wir das Ideal haben, jemals Bürger dieser Welt zu werden, den Versuch zu machen, die großen Religionen und Systeme der Philosophie, welche die Menschheit geleitet haben, zu verstehen.   Der Prophet, eine bemerkenswerte Persönlichkeit   Trotz dieser einleitenden Bemerkungen bleibt der Boden indem Bereich der Religion, indem es oft einen Konflikt zwischen Intellekt und Emotionen gibt, so glatt, dass man beständig daran erinnert wird, dass „Narren immer dorthin stürmen, wo Engel fürchten hinzutreten“. Es ist auch von einem anderen Blickwinkel aus betrachtet recht komplex, denn es geht hier in meinem Aufsatz um die Grundsätze einer Religion, die historisch belegt ist, und um ihren Propheten.   Sogar ein feindlich gesinnter Kritiker wie William Muir, sagt über den Koran, dass „es wahrscheinlich in der Welt kein anderes Buch gibt, das 12 Jahrhunderte hindurch in seinem Text so unverfälscht geblieben ist.“   Ich möchte noch hinzufügen, dass der Prophet Muhammad auch eine historische Persönlichkeit ist. Die Ereignisse seines Lebens sind sehr sorgfältig aufgezeichnet worden, selbst die vielen verwickelten Details blieben unversehrt der Nachwelt erhalten. Sein Leben und Wirken sind nicht von Geheimnissen umwoben. Man braucht auch nicht nach klaren Informationen zu suchen, noch sich auf eine mühsame Expedition einzulassen, um die Spreu vom Weizen der Wahrheit trennen zu können.   Verfälschung der Vergangenheit   Meine Aufgabe ist außerdem leichter geworden, weil jene Tage schnell vergangen sind, in denen der Islam von einigen seiner Kritiker aus politischen und anderen Gründen äußerst falsch dargestellt wurde. Professor Bevan schreibt im Cambridge MeiaebalHistory: „Die Berichte über Muhammad und den Islam, die in Europa vor dem 19. Jahrhundert veröffentlicht wurden, müssen heutzutage als literarische Kuriositäten angesehen werden.“   Thomas Carlyle schrieb: „Die Lügen, die gutmeinende Eiferer rund um diesen Mann (Muhammad) anhäuften, haben letztlich nur uns selbst geschadet.“   Mein Problem, diese Monographie zu schreiben, ist somit geringer geworden, weil uns im allgemeinen eine solche Art von Geschichtsschreibung nicht gelehrt wurde und so braucht es also weniger Zeit, die Verfälschungen über den Islam hervorzuheben.   Was z.B. über den Islam und das Schwert behauptet wurde, sollte besser nicht an einem würdigen Ort gehört werden. Das Prinzip des Islam „Es gibt keinen Zwang im Glauben“, ist sehr bekannt. Gibbon, ein weltweit bekannter Historiker sagt: „Einen schändlichen Grundsatz hat man den Muslimen unterstellt, nämlich die Pflicht, alle Religionen mit dem Schwert zu vernichten. Die Bürde von Ignoranz und Fanatismus, ist durch den Koran widerlegt, durch die Geschichte der muslimischen Kämpfer und durch ihre öffentliche und legale Tolerierung der christlichen Gläubigen. Der große Erfolg von Muhammads Leben gründete sich auf dessen rein moralische Stärke und nicht auf die Stoßkraft des Schwertes.“   ...   Geschrieben von : Professor K. S. Ramdrishna Rao   Kommentiert von: Dr.M.Razavirad